Italienische Weinregionen
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Heute ist Italien das einzige Land in dem in jeder Region gewerblich Wein angebaut wird. Die Geographie erstreckt sich dabei von Norden mit Südtirol bis nach Sizilien im Süden. In 20 Regionen wird traumhafter Wein produziert.
Geschichtlich gesehen gehört Italien mit zu den ältesten Weinbau-Ländern. Die Anfänge gehen bis weit in die Antike zurück. In den Aufzeichnungen sind vor allem die südlichen Kolonien der Griechen im heutigen Italien, Sizilien, Kalabrien und Kampanien, erwähnt. In dieser Zeit nannten die Griechen Süditalien „Oinotria“, das „Weinland“, das Land in dem sie die Weinrebe eingeführt hatten. Aber auch der Norden des Landes verdient Würdigung, waren es doch die Räter die die Lagerung und den Transport des Weins in Holzfässern erfanden.
Die vielfältigen klimatischen und geologischen Voraussetzungen werden angereichert von unterschiedlichen Kulturen und Traditionen der jeweiligen Region, als auch der jeweiligen Weinbauern und Kellereien. Die Produzentenstruktur ist vergleichbar mit anderen Ländern und besteht aus Genossenschaften und Traubenlieferanten, privaten Kellereien mit und ohne eigenen Weinbergsbesitz, sowie den Selbstvermarktern.
Sorten und Klassifizierungen
Kultiviert werden 600 lokale (autochthone) Rebsorten (siehe „Guida ai Vitigni d‘Italia“ 2014 von Slow Food), sowie viele internationale (allochthone) Traubensorten. Die am häufigsten angebaute rote Rebsorte ist die Sangiovese-Traube, und die häufigste gepflanzte weiße Rebsorte ist die Trebbiano-Traube. Eingebettet ist die gesamte Produktion im italienischen Weinbaurecht mittels der Klassifizierungen „DOCG“ und „DOC“ (oder DOP)– Qualitätswein, „IGT“ (oder IGP) – Landwein und „VdT“ – Tafelwein. Übergeordnet agiert das europäische Weinbaurecht.
Die Jahresproduktion 2012 beträgt ca. 40 Mio Hektoliter Wein (laut OIV), der Umsatz mehr als 5 Mrd Euro, womit Italien mit Frankreich zu den größten Weinproduzenten der Welt gehört.
Es werden alle Weintypen produziert, Schaumwein, Stillwein und Dessertwein. Und natürlich darf die Grappa-Produktion (Tresterbrand) als klassische „Resteverwertung“ nicht vergessen werden.
Die wichtigsten Weinregionen Italiens und ihre Charakteristika:
Piemont
Piemont – „am Fuße der Berge“, so kann man den Namen der Region übersetzen: zusammen mit der Toskana das wichtigste Rotweingebiet. Von hier kommen die „Granden“ Barolo und Barbaresco (beide aus Nebbiolo- Trauben). Aber auch etliche andere lokale Spezialitäten haben hier ihren Ursprung in den sanften Hügeln –wie zum Beispiel Italiens erster Schaumwein, der Moscato d‘Asti.
Lombardei
Lombardei – schmückt sich mit der sogenannten Champagne Italiens, dem Franciacorta-Gebiet – gelegen südlich des Lago d‘Iseo ist dies eindeutig die Region mit den besten Schaumweinen nach klassischer Methode und aus den Rebsorten Weissburgunder (Pinot Bianco), Chardonnay und Blauburgunder (Pinot Nero). Der wohl bekannteste Weisswein in Deutschland aus dieser Region ist der Lugana aus der lokalen Sorte Trebbiano di Lugana.
Venetien
Venetien – hier entsteht der derzeit erfolgreichste Schaumwein Italiens, der Prosecco. Interessant zu wissen ist auch daß aus der Rebsorte Glera nicht nur dieser Schaumwein hergestellt wird sondern auch Still- und Dessertwein. Bei den Rotweinen ist der Valpolicella- Wein in seinen Varianten Superiore, Ripasso, Amarone und Recioto als absolute Referenz zu erwähnen.
Friaul
Friaul – die östlichste Region Italiens muss als Weißweingebiet Nummer 1 genannt werden. Die Innovationskraft der Winzer Weißweine mit internationalen Format aus regionalen und internationalen Rebsorten zu vinifizieren setzte früh ein; aber auch interessante Rotweine aus den Rebsorten Pignolo, Schioppettino, Refosco, Merlot und Cabernet Franc werden erzeugt. Aufgrund der Geschichte und der aktuellen Grenze zu Slowenien trifft man hier auch auf so manchen slawischen Einfluss.
Toskana
Toskana – Rotwein, Rotwein und nochmal Rotwein – auf der ganzen Welt bekannt vor allem mit den Weinen Brunello und Chianti, welche primär aus Sangiovese-Trauben erzeugt werden. Dazu gesellen sich noch Vino Nobile di Montepulciano, Morellino di Scansano und Montecucco. Aber auch die sogenannten Super-Toskaner müssen erwähnt werden, produziert überwiegend aus internationalen Rebsorten wie Cabernet, Merlot und Syrah. Last but not least, der Vernaccia di San Gimigniano, der wichtigste Weisswein, sowie der Vin Santo als Meditationswein.
Apulien
Apulien – neben Sizilien die Region mit der größten Anbaufläche und Produktion. Eine überwiegend berg- und hügelarme Topografie ist dafür verantwortlich. Vor allem Rotweine aus Primitivo- und Negroamaro-Reben zählen zu den bekanntesten. Neuer aufsteigender Star ist die Uva (oder Nero) di Troia-Traube aus dem Gebiet Castel del Monte, benannt nach der Burg die der Staufer Kaiser Friedrich II in Andria errichten hat lassen. Der in der Vergangenheit bekannteste Wein war ein Rosè namens „Five Roses“.
Sizilien
Sizilien – lange Zeit kannte man außerhalb der Region nur den Marsala- Wein. Heute ist dieser Wein in seiner Bedeutung ziemlich zurück gefallen. Aktuell sind die Hauptdarsteller Nero d‘Avola-Weine oder die Gewächse aus Nerello-Trauben von den Hängen am Fuße des Etna. Ach ja, Weisswein gibt es auch in größeren Mengen, vor allem aus Catarratto und Grillo-Trauben. Noch ein Größenvergleich der verdeutlicht um welchen Weinriesen es sich hier handelt, allein die Genossenschaftskellerei Settesoli verfügt über eine Anbaufläche von 6.000 ha; im Vergleich dazu, die gesamte Anbaufläche in Südtirol beträgt gerade mal etwas über 5.000 ha.
Südtirol
Südtirol – Und zuletzt noch ein kurzer Blick auf diese nördlichste Region, oder die südlichste deutschsprachige, Südtirol. Dieses Gebiet zählt einerseits zu den kleinsten Italiens, aber auch mit zu den besten. Die produzierte Menge südlich der Alpen (nicht mal 1 Prozent der Gesamterzeugung Italiens) darf sich mit dem Attribut schmücken „höchste Qualitätsdichte“, dokumentiert an Hand vieler Bestnoten in den letztem Jahren in den etablierten italienischen Weinführern. Die neueste Entwicklung gipfelt darin dass man neben dem Friaul zwischenzeitlich als „zweitwichtigstes Weißweingebiet Italiens“ genannt werden muss.
Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, italienische Weine zu testen und zu verkosten, lassen Sie sich verführen von der Vielfalt und der traumhaften Qualität der italienischen Weine in den verschiedenen Regionen. Natürlich
schmeckt der Wein am besten direkt am Urlaubsort.
Otmar Erich
Otmar Erich seit 20 Jahren italienischer Weinliebhaber, arbeitet seit 15 Jahren als Weinfachberater in der italienischen Vinothek Munzert in München.
Startbild: SMG, FlorianAndergassen
Lust auf Italien: Juli/August 2024
Toskana
- Florenz · Valdorno · Val di Chiana
Venetien
- Venedig: Piazza San Marco und Canal Grande
Piemont
- Cascata del Toce
Trient
- Pale di San Martino
Weinbau
- Prosecco-Region und Prosecco-Aperitif