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Reise Venedig Venetien

Cavallino-Treporti

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Cavallino_Beitragsbild

Der Badeort Cavallino-Treporti ist eine Schatzkiste zwischen Meer und Lagune an der Hafeneinfahrt von Venedig. Nur eine einzige Brücke, die über den Fluss Sile nach Jesolo führt, verbindet die Gemeinde Cavallino-Treporti mit dem Festland. Hier am Rande der Lagune von Venedig, einen Steinwurf von der weltberühmten Stadt entfernt – per Wasserbus kann man sogar direkt nach Venedig fahren – findet man genau das, was man von der oberen Adria erwarten würde: Campingplätze, Hotels und Badeanstalten, deren Liegen und Sonnenschirme einen langen Sandstrand zieren. Einerseits richtig: Cavallino kann einen zwölf Kilometer langen Strand sein Eigen nennen, an dem sich voll ausgestattete Bereiche mit freien Abschnitten abwechseln und an dem die üblich reiche Auswahl an Bars und Restaurants zu finden ist. Die Sehnsucht nach einem Bad im Meer oder nach einem kühlen Drink mit Blick aufs Wasser kann man hier also aufs Angenehmste stillen.

Andererseits straft Cavallino-Treporti die Mär vom einförmigen Badeort umso mehr Lügen. Denn die Gemeinde verfügt mit ihren Kirchen, Klöstern und Festungen über eine ganze Reihe kurioser historischer Bauten, und tut sich durch eine von Menschenhand scheinbar unberührte Landschaft hervor, in der Land und Wasser eine verblüffende Symbiose eingehen.

Cavallino-Treporti – Schlemmen im Zollhaus

Am östlichsten Ende der Gemeinde etwa, am Ufer des Flusses Sile, trifft man auf ein Gebäude, das hier bereits seit dem 17. Jahrhundert die Stellung hält, eine Art Zollhaus. Denn hier mündet der Kanal in den Sile, welcher den Fluss mit der Lagune von Venedig verbindet. Zoll wird zwar keiner mehr verlangt, doch das Haus wird immer noch genutzt, und zwar als Restaurant. Die „Locanda alle Porte 1632“ (Via Cristo Re 43/44) gehört sogar zu den besten Fisch-Lokalen der Gegend.

Im Ortsteil Cavallino fällt die hübsche Kirche S. Maria Elisabetta (Piazza S. M. Elisabetta) ins Auge. Sie wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und mehrmals verändert. Auf einem Flachrelief an der Fassade sowie auf dem Hochaltar ist, gemäß dem Namen der Kirche, der Besuch Marias bei ihrer Cousine Elisabeth („Mariä Heimsuchung“) abgebildet. Die zweite sehenswerte Kirche der Gemeinde ist Chiesa della Santissima Trinità (auf der gleichnamigen Piazza) im Ortsteil Treporti. Das auf den ersten Blick so harmonische Gebäude ist in Wirklichkeit ein Stückwerk verschiedenster Epochen: Die Kirche wurde 1517 erbaut und im 17. und 18. Jahrhundert mehrmals verändert. 1913 baute man sie grundlegend um, und noch in den 1950er-Jahren wurden neue Seitenschiffe angefügt.

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Die Batteria Pisani, eine der rund 200 Befestigungsanlagen

Die Route der Festungen

Die Festung „Forte Vecchio“ im Ortsteil Treporti erzählt von den Angriffen der Österreicher im 19. Jahrhundert, die eine aufwändige Verteidigung der wertvollen Lagune erforderten. Das bis heute vom Wasser umschlossene Fort erstreckt sich über eine Fläche von fast 27.000 Quadratmetern. Die Stärken der Anlage waren damals einerseits eine schwere Bewaffnung, andererseits die strategisch günstige Lage: So konnten sowohl sich dem Hafen nähernde Schiffen bekämpft als auch auf dem Landweg kommende Truppen aufgehalten werden.

Der Forte Vecchio ist allerdings nur einer der kriegerischen Zeitzeugen von Cavallino-Treporti. Insgesamt befinden sich rund 200 Befestigungsanlagen auf dem Gebiet, darunter Fernmeldetürme, Batterien, Bunker, Pulvermagazine, Kasernen und Unterstände. Auf dem historisch-kulturellen Wanderweg „Via dei Forti“ kann man zumindest einige davon besichtigen (Übersichtskarte zum Download auf www.viadeiforti.it). Die neben dem Forte Vecchio wichtigste ist die „Batteria Pisani“ (Via Vettor Pisani 40), die ein umfangreiches und informatives Museum beherbergt.

Umso friedlicher ist die Stimmung am westlichsten Punkt der Gemeinde, an der „Punta Sabbioni“. Es lohnt sich ein Spaziergang über den ins Meer ragenden Steg bis zum Leuchtturm, wo man in aller Ruhe den Blick über die Küste schweifen lassen oder die Schiffe beobachten kann, die hier in die Lagune von Venedig einfahren.

Ab in den Sumpf!

Noch mehr zur Ruhe kommt man beim weit abgelegenen und völlig aus der Zeit gefallenen „Convento Mesole“ (Via delle Mesole 14). Der Gebäudekomplex, bei dem vor allem die hübsche kleine Kirche entzückt, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Bezeichnung „Konvent“ meinte seinerzeit allerdings weniger ein Kloster im eigentlichen Sinn als einen kirchlichen Besitz. Die Kirche besaß in dieser Gegend viele Ländereien, die sie verpachtete und zur Landwirtschaft und Fischzucht nutzte – zwei Wirtschaftszweige, die bis heute das Antlitz der Inseln in der Lagune von Venedig prägen.

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Lebendig und mit vollem Service – oder frei und ruhig: Der Strand von Cavallino- Treporti bietet beides.

Ebenso „ab vom Schuss“: der Ortsteil Lio Piccolo. Schon die Fahrt dorthin ist ein Spektakel. Eine schmale Asphaltstraße, die Via Lio Piccolo, führt kilometerlang mitten durch das Lagunen-typische Sumpfgebiet. Genauer gesagt handelt es sich um die für diesen Küstenabschnitt charakteristische Landschaft aus Inselchen, Kanälen, von Erdwällen begrenzten Wasserbecken, Salzmarschen und Fischzuchtarealen. Eine Kultur- genauso wie eine Naturlandschaft, die nicht zuletzt wegen der vielen Vogelarten, die hier ein Zuhause gefunden haben, sehenswert ist. Nach etlichen Stopps zum Staunen und Fotografieren erreicht man schließlich den Dorfplatz, der archaischer nicht sein könnte: eine ungepflasterte Piazza mit nicht mehr als einer Handvoll Gebäuden.

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Per Fahrrad auf der Via Lio Piccolo

Ein Mini-Dorf in großartiger Landschaft

Eines davon ist der Palazzo Boldù, ein Adelspalast aus dem späten 17. Jahrhundert, der heute leider etwas in Mitleidenschaft gezogen ist. Im wahrsten Sinn herausragend ist dagegen der Glockenturm der kleinen Kirche Santa Maria della Neve. Während die Kirche in ihrer aktuellen Form spätestens seit dem 18. Jahrhundert besteht, wurde der Turm – eigentlich nur 22 Meter hoch, aber neben dem Kirchlein riesig wirkend – erst 1911 hochgezogen.

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Eine Handvoll Häuser mitten im Sumpf: Lio Piccolo

Lio Piccolo selbst ist jedoch wesentlich älter: Bereits im Hochmittelalter bestand hier ein Dorf, welches zwischenzeitlich aufgegeben und um 1600 wieder besiedelt wurde. Heute ist der aus mehreren Inseln bestehende Ort von der Landwirtschaft bestimmt. Angebaut wird zum Beispiel die Sant’Erasmo-Artischocke, die lokale Art dieser Gemüsesorte. Auch ein paar kleine Ferienunterkünfte haben sich in dem wildromantischen Gebiet angesiedelt.

Die Via Lio Piccolo ist aber nicht die einzige malerische Straße, welche durch diese einzigartige Szenerie führt. Auch an der Via della Marinona, der Via del Casson oder am Lungomare degli Armeni blickt man auf die zahlreichen Wasserwege und beobachtet, wie Land und Wasser sich auf wundersame Weise abwechseln und vermischen.

   

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