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Reise Venedig Venetien

Caorle

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Wo in so manchem Badeort nur Bettenburgen stehen, entzückt Caorle mit einer Altstadt, welche den Glanz Venedigs widerspiegelt. Bunte Häuschen, alte Kirchen, ein uriger Fischmarkt und lebendige Traditionen machen das Städtchen zum Adria-Juwel.

„Klein-Venedig“ nennt sich Caorle selbstbewusst. Obwohl Vergleiche mit der spektakulären Lagunenstadt immer etwas hinken, muss man Caorle seinen venezianischen Zauber zugestehen: eine malerische Altstadt mit engen Gassen, unterbrochen von lieblichen kleinen Plätzen, die wie bei der großen Schwester mit Trachyt-Gestein gepflastert sind. Und vor allem: bunt gestrichene Häuser. Die Farbgebung wurde angeblich absichtlich so gewählt, damit die Fischer ihre Häuser selbst bei Nebel erkennen konnten. Nur die venezianischen Kanäle sind rar geworden. Denn wie Venedig hatte auch Caorle noch bis ins 19. Jahrhundert Wasserstraßen, die jedoch zugeschüttet und zu „richtigen“ Straßen umfunktioniert wurden. Ihren ursprünglichen Namen „rio“ haben sie immerhin behalten.

 

Wie eine Filmkulisse: Caorle-typische Häuserzeile

Caorle – Noch ein richtiges Fischerdorf

Venedig-Vergleiche hin oder her, Caorle hat sich im Gegensatz zu vielen anderen Küstenorten seinen Charme als Fischerstädtchen erhalten. Und das ganz offiziell, denn der Ort zählt zu den „Borghi Storici Marinari – Gioielli d’Italia“, den „alten Fischerdörfern und Juwelen Italiens“. Und das gilt nicht nur in optischer Hinsicht. Der Fischfang prägt seit eh und je die Geschichte Caorles, sowohl im Meer als auch in der Lagune, welche sich am östlichen Ende der Gemeinde befindet, wo mehrere Flüsse und Kanäle zusammenfließen. Am schönsten erlebt man dieses Flair auf dem Fischmarkt am Hafen. Der „Mercato Ittico“ (Via Rive delle Caorline 8) hat Montag bis Samstag von 8 bis 11 Uhr geöffnet. Vom Wasser kommt der Fang direkt auf den Verkaufstisch.

Auf dem Fischmarkt erlebt man außerdem ein seit Generationen gepflegtes Ritual, die „asta ad orecchio“, die „Versteigerung per Ohr“. Die Kisten mit dem Fang kommen also unter den Hammer, aber nicht indem der gebotene Preis gerufen wird, sondern indem man ihn dem Auktionsleiter ins Ohr flüstert. Die traditionelle Art von Datenschutz, wenn man so will! Weit mehr als nur Fisch, nämlich Obst, Gemüse, Kleidung, Schmuck, Taschen und etliches mehr, gibt es auf dem Wochenmarkt zu kaufen (Via Aldo Moro, jeden Samstag von 8 bis 13 Uhr).

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Die sogenannten „Casoni“, die alten Fischerhütten, existieren teils bis heute.

Der Glockenturm in Caorle : ein Unikat

Doch zurück zur bezaubernden Altstadt: Überragt wird diese vom Wahrzeichen Caorles, dem 48 Meter hohen Glockenturm des Doms „Santo Stefano“. Die romanische Kirche, 1038 erbaut und damit das älteste Gebäude der Stadt, lohnt eine nähere Betrachtung, denn im Inneren gibt es einen römischen Grabaltar zu bestaunen, ein beeindruckendes goldenes Hauptaltarbild sowie etliche Fresken und Gemälde venezianischer Schule. Der markante Glockenturm ist aufgrund seiner Zylinderform ein echtes Unikat und zudem – Pisa-ähnlich – leicht geneigt. Nach Voranmeldung kann man im Inneren hinaufsteigen und den Ausblick von erhöhtem Posten in der ansonsten flachen Landschaft genießen.

Mit dem Dom hat man auch schon Caorles wichtigsten Plaz gesehen, die Piazza Vescovado. Von da aus begibt man sich zum Beispiel auf die Piazza S. Pio X, ein weiterer hübscher Platz, auf dem die farbenfrohen, mit ebenso bunten Fensterläden versehenen Häuschen wie aus einer Filmkulisse wirken. Dieses Bild setzt sich fort auf der Hauptstraße „Rio Terrà delle Botteghe“, die ursprünglich ein Kanal war statt, wie heute, eine Fußgängerzone voll mit Boutiquen und Cafés.

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Der Dom von Caorle mit dezent schiefem Glockenturm

Die sagenhafte Kirche am Meer

Auf dem Weg zum östlichen Strand, der „Spiaggia di Levante“, erblickt man direkt am Ufer die Wallfahrtskirche „Madonna dell’Angelo“, die für die Bewohner von Caorle von enormer Bedeutung ist. Ihren Doppelnamen verdankt sie der Tatsache, dass sie zwar der Heiligen Maria geweiht ist („Madonna“), aber auf einer wesentlich älteren Vorgängerkirche erbaut wurde, die dem Erzengel („Angelo“) Michael geweiht war. Der Legende nach wurde das heutige Gotteshaus errichtet, weil Fischer eine Madonnenstatue im Meer gefunden hatten. Diese sollte in den Dom gebracht werden, wo sie aber auf wundersame Weise verschwand und in der alten Kirche am Meer wieder auftauchte. Dort steht sie bis heute. Alle fünf Jahre wird sie allerdings auf eine Prozession übers Wasser mitgenommen, wobei sie in einem Ruderboot transportiert wird, dem festlich geschmückte Fischerboote folgen. Die nächste Prozession findet glücklicherweise dieses Jahr statt, und zwar am zweiten Sonntag im September.

Aber auch an ganz gewöhnlichen Tagen ist die Madonna dell’Angelo ein beliebtes Pilgerziel – nicht nur für Gläubige, sondern auch für Touristen, die einfach nur das schöne Panorama genießen oder fotografieren wollen.

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Die „Madonna dell’Angelo wacht über die Badegäste.“

Die Strände in Carole : mal urban, mal natürlich

Nun aber an den „Levante“-Strand, der üppig breit ist, aus feinem Sand besteht und sowohl voll ausgestattete Bereiche mit allen Annehmlichkeiten bietet als auch freie Abschnitte. Der „Levante“-Strand erstreckt sich bis zur Lagune, dahinter geht es mit dem „Brussa“-Strand weiter, der herrlich naturbelassen ist und von einem Pinienwald flankiert wird. Während an den meisten Adria-Stränden das Leben tobt, fühlt man sich hier fernab jeglicher Zivilisation.

Wen diese beiden Strände schon beeindruckt haben, dem sei gesagt: Das war erst der Anfang der insgesamt fast 20 Strandkilometer, die Caorle zu bieten hat! Richtung Westen schließt sich an die Altstadt die „Spiaggia di Ponente“ an, ähnlich dem „Levante“-Strand, was Dimensionen und Service-Angebot betrifft. Darauf folgt, nach der Mündung des Flusses Livenza, ein noch viel längerer Küstenstreifen, der sich wiederum in die Abschnitte „Porto Santa Margherita“, „Lido Altanea“ und „Duna Verde“ gliedert. Allen gemeinsam ist die Auszeichnung mit der Blauen Flagge, welche unter anderem für hohe Wasserqualität steht. Die überreiche Strandauswahl ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Caorle flächenmäßig eine der größten Gemeinden Norditaliens ist – von wegen „Klein-Venedig“!

Den absoluten Wasserwahnsinn erlebt man sprichwörtlich im „Aquafollie“ (Via Aldo Moro 1), einem riesenhaften Wasserpark mit etlichen Spaßbecken und waghalsigen Rutschen. Gleich daneben geht das Vergnügen trockenen Fußes weiter: im „Luna Park“ mit Achterbahnen, Karussells & Co.

 

Auf den Spuren eines gesunkenen Schiffs …

Regentage wird man aufgrund des enorm niederschlagsarmen Klimas in Caorle zwar kaum erleben, dennoch bietet die Stadt ausreichend Alternativen zum Strandprogramm. Da wäre zum Beispiel, etwas außerhalb, das „Museo Nazionale di Archeologia del Mare“ (Strada Nuova 80). Anhand archäologischer Funde wird die Geschichte des Orts sowie der oberen Adria erzählt, von prähistorischen Zeiten bis zur Neuzeit. Highlight des Museums ist ein Nachbau der „Mercurio“, eines Kriegsschiffs, das während des Napoleonischen Kriegs vor der Küste gesunken ist. Gleich neben dem Dom bestaunt man im „Museo Ecclesiastico“ wert- und prachtvolle liturgische Geräte und Gewänder. Zudem sind die Reliquien des Heiligen Stephan, Patron des Doms von Caorle, ausgestellt.

… und auf denen eines Schriftstellers

Ein Aufenthalt in Caorle wäre nichts, ohne die Lagune erkundet zu haben. Wer sich von dieser reizvollen Landschaft in den Bann ziehen lässt, ist in bester Gesellschaft. Der US-amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Ernest Hemingway liebte die Lagune von Caorle und ließ sich hier sogar zu seinem Roman „Über den Fluss und in die Wälder“ inspirieren. Sein Häuschen, die „Casa di Hemingway“ steht bis heute in der Lagune und kann zumindest aus der Ferne zu bestaunt werden – am besten im Rahmen einer organisierten Bootstour. Nicht nur Poeten geraten bei der Fahrt ins Schwärmen!

   

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