Die Waale im Vinschgau
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Waalwege im Vinschgau sind schmale Wanderwege, die sich ohne nennenswerte Steigungen entlang der alten Wasserläufe an den Hängen oder im Tal entlang ziehen.
Der Vinschgau ist wegen seines besonderen Klimas weitgehend trocken, die Felder müssen daher künstlich bewässert werden. Dafür wurden früher die sogenannten Waale angelegt, in denen das Wasser aus den Seitentälern auf die Hangwiesen des Tals geleitet wurde. Vor allem am Sonnenberg ist man auf künstliche Bewässerung angewiesen. Hier entstand eines der ausgedehntesten Bewässerungssysteme in den Alpen. Ein ca. 600 km langes Hauptwaalnetz durchzog einst den Vinschgau, das praktisch flächendeckend die Wiesen und Felder versorgte.
Der Name kommt aus dem Lateinischen „aqualis“, was in spätrömischer Zeit „Wasserlauf“ oder „Bauch“ bedeutete. Im Laufe der Zeit wurde aqualis dem Sprachklang angepasst, es wurde „Waal“ daraus. Diese künstlich angelegten Waale versorgten schließlich den Vinschgau mit dem wertvollen Nass. Die Gräben oder Kanäle mussten aber aufwendig gepflegt werden. Dazu wurde auf dem Kamm des talwärts gerichteten Waaldammes in der Regel ein Waalsteig angelegt, der früher nur für das Wartungspersonal gedacht war. Diese musste den Waal hauptsächlich im Frühjahr vom ganzen Unrat säubern, den der Winter angehäuft hatte. Damit der Waaler, so lautet die Bezeichnung des „Pflegers“ des Waals, schnell und bequem von einem Waal zum anderen kommt, wurden aus den Waalsteigen oft komfortable Pfade, der Waalweg war geboren. Und davon gibt es im Vinschgau reichlich. Mittlerweile sind die Waalwege eine wundervolle Möglichkeit die Landschaft ohne große Anstrengungen zu erkunden. Die meisten Waalwege führen ziemlich eben durchs Land, lediglich der Aufstieg zum Waal kann ein wenig steil sein.
Ilswaal
Die etwa drei Kilometer lange Tour am Ilswaal ist in gut zwei Stunden zu schaffen. Der Waal führt vom Frühjahr bis in den Herbst Wasser. Es gibt entlang des alten Bewässerungswegs jede Menge zu entdecken, auch für kleine Wanderer. Start ist die Sportzone in Schlanders, es folgt ein Aufstieg hinauf zum Waalweg. Auf gerader Strecke geht es anschließend durch Wälder, Apfelgärten und Weinberge weiter bis zum Kirchlein St. Ägidius. Etwas ambitioniertere Wanderer haben die Möglichkeit, die Tour auszuweiten. Beim rauschenden Schlandraunbach, wo der Waalweg entspringt, führt noch ein steiler Weg hinauf zum Schloss Schlandersberg. Das ist allerdings in Privatbesitz und kann leider nicht besichtigt werden.
Leiten- und Berkwaal
Der Weg des Leiten- und Bergwaal ist eine Rundwanderung. Sie beginnt in Schluderns und führt an der bekannten Churburg vorbei. Man sollte die Burg auf alle Fälle besichtigen. Es warten die weltweit größte Rüstkammer, kostbare Wandmalereien und eine märchenhafte Renaissancearchitektur auf den Wanderer bzw. Besucher. Anschließend verläuft der Weg empor zum Vernalhof, wo der Bergwaal beginnt und an steilen Waldhängen entlang in die Schlucht des Saldurbaches führt. Hier beginnt der Leitenwaalweg, der nach Schluderns zurückführt.
Latschander Waal
Der letzte Waal, der im Vinschgau errichtet wurde, ist der „Latschander“ von 1873 und bis heute in Betrieb. Ein schmaler Pfad gleich daneben führt eineinhalb Stunden auf knapp sieben Kilometern Länge durch die Weinberge von Latsch nach Kastelbell. Mit freiem Blick auf die Ortlergruppe schlängelt sich der leicht zu begehende Waalweg in etwa eineinhalb Stunden über die Malser Haide.
Tscharser Waal
Ebenso aussichtsreich ist der „Tscharser Waalweg“ im unteren Vinschgau: Nach gut zehn Kilometern und etwa drei Stunden Gehzeit ab Kastelbell erreichen Wanderer Reinhold Messners Schloss Juval. Kurz davor passieren sie eine der letzten Waaler-Hütten der Region.
Fotos: © Frieder Blickle, Vinschgau Marketing
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