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Stazione di Santa Lucia – Bahnhof Venedig

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Stazione di Santa Lucia - Bahnhof Venedig

Nach Rom führen ja bekanntlich viele Wege. Nach Venedig nicht, vorausgesetzt, man ist nicht zu Wasser unterwegs. Wer die Stadt aus der Luft erreichen will, landet auf dem Flughafen Marco Polo auf dem Festland. Wer mit dem eigenen Fahrzeug anreist, darf den Wagen auf großen Parkplätzen vor den Toren der Stadt abstellen. Nur Bahnreisende, wie Robert Langdon und sein Team, haben es besser: Die Züge halten am Bahnhof Santa Lucia quasi mitten in der Stadt.

 

Die Begriffe „Doge“, „Lagune“ und „versunkener Palast“ auf der Totenmaske von Dante Alighieri weisen eindeutig auf Venedig hin. Könnte mit dem versunkenen Palast die Markuskirche gemeint sein? Immerhin droht Venedig ja beinahe vollständig im Wasser zu versinken. Robert, Sienna und Dr. Ferris kommen mit dem Zug am Bahnhof Santa Lucia an.

 

Stazione di Santa Lucia – Bahnhof Venedig

Dan Brown beschreibt den Bahnhof als „elegantes, niedriges Gebäude aus grauem Stein und Beton. Er ist in einem modernen, minimalistischen Stil gehalten, mit einer Fassade, die dankenswerterweise keine Symbole aufweist, nur zwei verschnörkelte Buchstaben: FS, die Abkürzung für die staatliche Eisenbahn, die „Ferrovie dello Stato“ (Seite 439). Dan Browns Eindruck ist der von einem Nachkriegsgebäude, also völlig untypisch für Venedig.
Die Stazione di Venezia Santa Lucia ist der Hauptbahnhof, aber auch der einzige Eisenbahnhof von Venedig. Benannt wurde er nach der Kirche Santa Lucia, die ursprünglich an diesem Ort stand und für den Bau des Bahnhofs im Jahr 1861 abgerissen werden musste. Vom ursprünglichen Erscheinungsbild ist allerdings heute nicht mehr viel zu sehen: In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt, um den Bahnhof neu zu gestalten. Gewinner war Virgilio Vallot. Zusammen mit Angiolo Mazzoni arbeitete er zwischen 1936 und 1943 vor allem an einer neuen Halle und dem angrenzenden Empfangsgebäude. Der Krieg unterbrach die Bauarbeiten. Nach Kriegsende wurde der Bau unter der Leitung des neuen Architekten Paolo Perilli weiter geführt und erst 1952 beendet.
Der Bahnhof ist als Kopfbahnhof angelegt. Über die fünf Kilometer lange Brücke Ponte della Libertà ist er mit dem Bahnhof Venezia-Mestre auf dem Festland verbunden. Im Grunde passt das Transportmittel Eisenbahn überhaupt nicht in einen Thriller à la Dan Brown. Zumal die Fahrt von Florenz über zwei Stunden dauert. So viel Zeit nimmt Robert Langdon sich selten, nur um von A nach B zu kommen. In jedem anderen Fall hätte der Langdon-erfahrene Leser erwartet, dass mindestens ein kleiner Privatjet überraschend aus dem Hut
gezaubert wird. Dieses Mal nicht. Denn die Zugfahrt nach Venedig bringt entscheidende dramaturgische Vorteile mit sich.
Der Name des Bahnhofes Santa Lucia weist dezent auf eine Helferin bei der Lösung des Rätsels hin: die heilige Lucia, die nicht nur in der weiteren Geschichte eine Rolle spielt, sondern in Venedig sogar ihre eigene Kirche hat. Außerdem passt der Bahnhof viel besser in die schöne Reise des Robert Langdon. Passagiere, die die Bahnhofshalle verlassen, stehen unmittelbar am Ufer des Canal Grande, „inmitten all der Sehenswürdigkeiten und riechen und hören die Stadt“ (Seite 439). Viel schöner kann man in Venedig nicht ankommen. Das hat Dan Brown geschickt eingefädelt, und für dieses touristische Erlebnis lässt er seinen Helden auch schon mal zwei Stunden untätig in der Bahn hocken.

Stazione di Santa Lucia - Bahnhof Venedig

Insider-Tipp

Wer den Weg von Robert Langdon genau nachfährt und mit dem Zug in Venedig ankommt, kann sein Gepäck in einem Schließfach in der Bahnhofshalle einschließen und sich dann zu Fuß auf den Weg zur nahegelegenen Kirche San Geremia machen, wo die heilige Lucia zu Hause ist. Die Gepäckaufbewahrung kostet für die ersten fünf Stunden ca. fünf Euro. Alle anderen Schauplätze des Romans liegen am Ende des Canal Grande in San Marco.

Motoscafi oder Vaporetto?

Wie üblich in Venedig geht es nun weiter mit dem Boot. Am Bahnhof stehen zur Auswahl: VIP-Taxi für das Langdon-Team, Vaporetto für den Rest der Bevölkerung. Beim Blick auf einen Stadtplan von Venedig wird sofort klar: Der Bahnhof liegt am westlichen Ende des Canal Grande, das Ziel, der Markusdom, am östlichen Ende.
Langdon muss also per Boot einmal den ganzen Kanal durchschippern. Während dieser schönsten aller Stadtrundfahrten in Venedig kommt er an Kirchen, Palazzi und Brücken, berühmten Hotels und Bars der Stadt vorbei.
Die Entscheidung zwischen Wassertaxi und Vaporetto fällt wohl so: Das Vaporetto ist die venezianische Straßenbahn – öff entlich betrieben, langsamer, preiswerter. Wassertaxi bedeutet: Wenige Plätze, eigener Fahrer, komfortabel, teuer. Mindestens siebzig Euro muss man für eine Fahrt in die Hand nehmen, das Trinkgeld für den Fahrer nicht eingerechnet. Am Geld scheitert in Inferno nichts, aber Robert Langdon gerät in einen kulturellen inneren Konfl ikt: „Für jemanden, der sich so für Architektur begeisterte wie er, war es geradezu unvorstellbar, durch den Canal Grande zu rasen. Nur wenige Erfahrungen in Venedig waren schöner, als in ein Vaporetto zu steigen, einen der offenen Wasserbusse der Stadt, und das vorzugsweise nachts. Man konnte sich vorne in den Bug setzen und den Anblick der angestrahlten Kathedralen und Palazzi genießen, während das Boot langsam vorüberglitt. Heute wird das wohl nichts, dachte Langdon“ (Seite 440).
Robert Langdon also steigt in ein Boot aus afrikanischem Mahagoniholz. Begrüßt wird er von Fahrer Maurizio Pimponi, der heute im maßgeschneiderten Armani-Anzug zur Arbeit antritt, was Robert Langdon trotz großer Eile selbstverständlich auf den ersten Blick erkennt.

 

Robert, Sienna und Dr. Ferris verlassen die Bahnhofshalle und stehen am Ufer des Canal Grande. Es riecht nach Meersalz, Pizza und dem Dieselöl der Wassertaxis. „Chaos auf dem Wasser, sinnierte Langdon und betrachtete den schwimmenden Verkehrsstau“ (Seite439)

 

Insider-Tipp

Wer Lust hat, sich den „schwimmenden Verkehrsstau“, von dem Robert Langdon erzählt, einmal ganz in Ruhe anzuschauen, dem sei ein kleiner Fußweg von Bahnhof Santa Lucia über die Scalzi-Brücke auf die andere Seite des Canal Grande empfohlen. Dort liegt, dem Bahnhof genau gegenüber, die ebenfalls von Robert Langdon erwähnte Kirche Chiesa San Simeone Piccolo mit der auff älligen Kuppel. Von ihrer schönen, breiten Treppe aus hat man einen Logenplatz in Richtung Bahnhof.

 

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