Lucca – Kulturleben
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Das Kulturleben von Lucca ist ein stilles Leuchten zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Musik, Handwerk und Alltag. Wer die Stadt betritt, spürt sofort, dass sie nicht mit lauten Gesten glänzt. Lucca trägt ihre Kultur wie ein vertrautes Kleid – sorgfältig, dezent, nie prahlerisch. Zwischen den Mauern, den Palazzi und den stillen Höfen entfaltet sich ein Leben, das Kunst nicht als Ausnahme, sondern als Gewohnheit versteht.
Die Stadt des Maßes und der Musik
Lucca ist die Stadt von Giacomo Puccini. Der Komponist, dessen Melodien in Opernhäusern der Welt erklingen, wurde hier 1858 geboren, in einem kleinen Haus an der Piazza Cittadella. Heute ist es Museum, Pilgerort und Klangarchiv zugleich. In den Räumen riecht es nach Holz und Geschichte; Manuskripte, Briefe und Noten erzählen vom Jungen, der Orgel spielte und später ganze Theater füllte.
Das Teatro del Giglio, nur wenige Schritte entfernt, ist Puccinis geistige Heimat geblieben. Seit dem 17. Jahrhundert wird hier gespielt, gesungen, debattiert. Die Bühne aus rotem Samt und vergoldetem Stuck ist ein Mikrokosmos der Stadt: elegant, überschaubar, offen für Neues. Neben Oper und Klassik beherbergt das Theater auch zeitgenössische Tanz- und Schauspielproduktionen, die zeigen, dass Lucca nicht im Schatten der Vergangenheit ruht.
Jeden Sommer verwandelt sich die Stadt in ein Orchester unter freiem Himmel. Das Lucca Summer Festival bringt internationale Musiker auf die Piazza Napoleone, während in den Kirchen und Klöstern Kammermusik erklingt. Diese Mischung – weltberühmte Stimmen draußen, stille Quartette drinnen – ist typisch für Lucca: Kultur in Balance.
Feste des Lichts und der Fantasie

Lucca Comics & Games
Im September leuchtet die Stadt auf. Bei der Luminara di Santa Croce ziehen Pilger durch die Straßen, und tausende Kerzen verwandeln Mauern und Plätze in ein goldenes Meer. Das Lichterfest gilt dem „Volto Santo“, einer Christusfigur im Dom San Martino, die seit Jahrhunderten verehrt wird. Doch jenseits der religiösen Bedeutung ist die Luminara ein Symbol für Luccas kulturelles Gedächtnis: gemeinschaftlich, poetisch, sinnlich.
Ganz anders, aber ebenso prägend ist das Lucca Comics & Games, eines der größten Festivals Europas für Comics, Illustration und Fantasy. Im Herbst verwandelt sich die Stadt in ein begehbares Kunstwerk: Menschen in Kostümen, Ausstellungen in Kirchen, Lesungen in Palazzi, Workshops in mittelalterlichen Sälen. Die Stadt wird Bühne, die Mauern werden Kulisse, und für ein paar Tage scheint Realität ein Spiel zu sein.
Diese zwei Ereignisse – die heilige Luminara und das weltliche Comicfestival – zeigen die Spannweite von Luccas Kulturleben: von Kerze zu Neonlicht, von Gregorianik zu Pop-Art, vom Pilger zum Cosplayer. Und doch wirkt nichts widersprüchlich. Lucca hat gelernt, Gegensätze zu umarmen.
Kunst, Handwerk und Alltag
In Lucca gibt es keine große Museumsmeile, aber eine Vielzahl kleiner, lebendiger Orte. Das Museo Nazionale di Villa Guinigi zeigt Skulpturen und Gemälde aus der Zeit der Republik Lucca – Madonnen, Holzreliefs, Fresken. Im Palazzo Mansi, einst Wohnhaus einer Kaufmannsfamilie, bewahren Salons mit Fresken, Seidentapeten und Gobelins das Gefühl einer Zeit, als Kunst und Alltag eins waren.
Daneben blüht eine Szene von Werkstätten und Ateliers, die das Handwerk der Stadt fortführen: Buchbinder, Geigenbauer, Goldschmiede. Ihre Läden, oft nur durch eine offene Tür erkennbar, sind kleine Bühnen des Könnens. In ihnen lebt der toskanische Sinn für Präzision weiter – unspektakulär, aber vollkommen.
Lucca war immer eine Stadt der Handwerker, der stillen Perfektion. Noch heute entstehen hier Orgeln, Tasteninstrumente, Lederwaren, Seidenstoffe. Viele Familienbetriebe bestehen seit Generationen. Sie sind nicht nur Wirtschaft, sondern Kultur – Ausdruck eines Wissens, das in Händen wohnt.
























