Sixtinische Kapelle
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Die Sixtinische Kapelle ist eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt und ein bedeutendes Meisterwerk der Renaissance. Errichtet wurde sie zwischen 1475 und 1481 unter Papst Sixtus IV., nach dem sie auch benannt ist. Ursprünglich diente die Kapelle als Ort für religiöse Zeremonien der Päpste und für wichtige Ereignisse der katholischen Kirche, wie etwa das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.
Die Architektur der Kapelle orientiert sich an den biblischen Tempelmaßen, die in der Beschreibung Salomos Tempel erwähnt werden. Der rechteckige Bau misst etwa 40 Meter in der Länge und 13 Meter in der Breite, mit einer Höhe von rund 21 Metern. Äußerlich schlicht gehalten, entfaltet die Kapelle ihre wahre Pracht im Inneren – allen voran in ihrer außergewöhnlichen Freskenausstattung.
Bereits in den 1480er Jahren schmückten renommierte Künstler wie Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Pietro Perugino und Cosimo Rosselli die Seitenwände der Kapelle mit Szenen aus dem Leben Moses’ und Jesu. Diese Werke illustrieren die Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament und spiegeln zentrale theologische Themen der damaligen Zeit wider.
Das Herzstück der Sixtinischen Kapelle ist jedoch das Deckenfresko von Michelangelo Buonarroti. Papst Julius II. beauftragte ihn 1508 mit der Gestaltung der Decke, obwohl Michelangelo sich selbst mehr als Bildhauer denn als Maler verstand. In vierjähriger Arbeit, von 1508 bis 1512, schuf Michelangelo eine der beeindruckendsten Bildwelten der Kunstgeschichte. Die Decke zeigt neun zentrale Szenen aus dem Buch Genesis, darunter die weltberühmte „Erschaffung Adams“, in der sich die Finger Gottes und Adams fast berühren. Um diese Hauptszenen herum finden sich Darstellungen von Propheten, Sibyllen, Vorfahren Christi und weiteren biblischen Gestalten.
Michelangelo arbeitete unter extrem schwierigen Bedingungen: Er musste auf einem eigens konstruierten Gerüst liegend oder stehend über seinem Kopf malen. Dennoch gelang ihm eine dramatische und kraftvolle Interpretation menschlicher Gestalten, die bis heute durch ihre Dynamik, Ausdrucksstärke und Komposition fasziniert.
Zwanzig Jahre später, zwischen 1536 und 1541, kehrte Michelangelo noch einmal in die Kapelle zurück, um ein weiteres Meisterwerk zu vollenden: das riesige Fresko „Das Jüngste Gericht“ an der Altarwand. Diese Darstellung des Weltgerichts, mit einem zornigen Christus im Zentrum, ist von tiefgreifender religiöser Dramatik geprägt. Der Körperausdruck und die emotionale Intensität der Figuren spiegeln Michelangelos künstlerische Reife und seine Auseinandersetzung mit existenziellen Themen wider.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kapelle immer wieder restauriert, insbesondere Ende des 20. Jahrhunderts, als eine umfassende Reinigung und Konservierung der Fresken durchgeführt wurde. Diese Arbeiten offenbarten die unglaubliche Farbigkeit und Detailfülle, die lange unter Schmutz und Kerzenruß verborgen gewesen war.
Sixtinische Kapelle – Konklave
Seit 1492 finden die Papstwahlen ausschließlich in dieser Kapelle statt, die mit ihren monumentalen Fresken von Michelangelo, Botticelli und anderen Meistern einen würdigen Rahmen für dieses bedeutende Ereignis bietet.
Während eines Konklaves wird die Kapelle streng abgeriegelt. Der Begriff „Konklave“ stammt vom lateinischen cum clave („mit Schlüssel“) und weist darauf hin, dass die Kardinäle während der Wahl eingeschlossen bleiben, um jegliche äußere Einflussnahme zu verhindern. Nur wahlberechtigte Kardinäle unter 80 Jahren nehmen teil. Vor Beginn des Konklaves leisten sie einen feierlichen Eid, der absolute Geheimhaltung garantiert.
Das Abstimmungsverfahren folgt klaren Regeln: In mehreren Wahlgängen notieren die Kardinäle ihren Kandidaten auf einen Stimmzettel und falten ihn so, dass die Wahl geheim bleibt. Die abgegebenen Stimmen werden ausgezählt, und um als Papst gewählt zu werden, ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt. Der entstehende Rauch, der aus einem speziellen Kamin über der Kapelle aufsteigt, informiert die Weltöffentlichkeit: Schwarzer Rauch (Fumata nera) bedeutet, dass noch kein Papst gewählt wurde; weißer Rauch (Fumata bianca) verkündet die erfolgreiche Wahl.
Symbolisch ist die Wahlhandlung stark geprägt von den Fresken der Kapelle, insbesondere von Michelangelos „Jüngstem Gericht“ an der Altarwand, das die Kardinäle bei jedem Wahlgang im Blick haben. Die Darstellung des göttlichen Gerichts erinnert sie daran, dass sie eine Entscheidung im Angesicht Gottes treffen.
Nach erfolgreicher Wahl wird der neue Papst gefragt: “Acceptasne electionem?” („Nimmst du die Wahl an?“). Nach der Annahme wählt er einen neuen Papstnamen, und die Wahl wird mit den berühmten Worten “Habemus Papam” von der Loggia des Petersdoms der Welt verkündet.
Die Sixtinische Kapelle verkörpert somit nicht nur künstlerische Genialität, sondern auch die spirituelle und institutionelle Kontinuität der katholischen Kirche – ein Ort, an dem Kunst, Glaube und Geschichte auf einzigartige Weise zusammenkommen.
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