Cittadella
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Inmitten der venezianischen Ebene erhebt sich Cittadella als Zeitzeugin, wo Geschichte, Architektur und Leben verschmelzen. Cittadella ist kein gewöhnlicher Ort, sondern ein faszinierendes Beispiel mittelalterlicher Stadtplanung und Wehrarchitektur.
Gelegen zwischen Padua, Vicenza und Treviso, erhebt sich die befestigte Stadt wie eine vollkommene geometrische Komposition aus Stein und Geschichte. Umgeben von ihrer vollständig erhaltenen Mauer, spiegelt Cittadella das Ideal einer Stadt wider, die Schutz, Ordnung und Schönheit in einzigartiger Weise vereint.

Cittadella liegt in der venezianischen Ebene und zeigt mit ihrem elliptischen Grundriss ein Meisterwerk mittelalterlicher Planung.
Gründung im Zeichen der Macht
Die Geschichte von Cittadella beginnt im Jahr 1220, als die Stadt Padua beschloss, im Norden ihres Territoriums eine militärische Bastion zu errichten. Das Ziel war klar: Schutz vor den Nachbarn aus Vicenza und den sich ständig wandelnden politischen Fronten der oberitalienischen Städtewelt. Von Beginn an wurde Cittadella nach einem präzisen Plan angelegt – ein Ellipsengrundriss, durchzogen von rechtwinkligen Straßen, die sich an einem zentralen Platz kreuzen. Vier monumentale Tore, nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, verbinden die Stadt mit den wichtigsten Handelsrouten.
Über Jahrhunderte wechselte Cittadella ihre Herren. Ezzelino III. da Romano, ein gefürchteter Kriegsherr, ließ den Ort befestigen und den Turm von Malta errichten, der später als Gefängnis diente. Danach übernahmen die Carraresi und Scaligeri, bis schließlich die Republik Venedig das Kommando übernahm. Unter venezianischer Herrschaft verlor Cittadella zwar ihren militärischen Zweck, gewann aber an ziviler Bedeutung: Märkte, Verwaltung und Handwerk machten sie zu einem florierenden Zentrum inmitten des Veneto.

Rundgang auf der Mauer: Herrlicher Blick auf den Dom
Die Mauer – ein vollkommenes Bauwerk
Das Herz der Stadt ist ihre Mauer, ein fast eineinhalb Kilometer langer Ring aus Terrakotta und Backstein. Mit Höhen zwischen zwölf und fünfzehn Metern, einer Stärke von über zwei Metern und 36 Türmen zeigt sie eindrucksvoll die technische Raffinesse des 13. Jahrhunderts. Ein breiter Wassergraben umgibt sie noch heute – einst doppelt so breit und mit Zugbrücken versehen, die bei Gefahr hochgezogen wurden.
Besonders beeindruckend ist der vollständig begehbare Camminamento di Ronda, der Wehrgang auf der Krone der Mauer. Seit der Restaurierung im Jahr 2013 kann man den gesamten Rundweg absolvieren und die Stadt aus der Perspektive eines mittelalterlichen Wächters erleben. Von hier bietet sich ein spektakulärer Blick über die Dächer, das Schachbrettmuster der Straßen und bis hin zu den Euganeischen Hügeln und den Voralpen.
Türme, Tore und Orte der Erinnerung
Jedes der vier Stadttore erzählt seine eigene Geschichte. Die Porta Padovana im Süden war einst der Hauptzugang und ist noch heute das repräsentativste Tor, flankiert vom mächtigen Torre di Malta. Dieser Turm, 1251 von Ezzelino errichtet, war ein Ort des Schreckens und diente als Gefängnis für politische Gegner. Heute beherbergt er das Archäologische Museum mit Funden aus der Bronzezeit bis zur Renaissance sowie Ausstellungsräume für Kunst und Geschichte.
Die Casa del Capitano, einst Sitz des venezianischen Kommandanten, beeindruckt mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert und dient heute als Besucherzentrum. Von hier aus beginnt der Mauerrundgang, auf dem man nicht nur die Architektur, sondern auch das Wesen der Stadt begreift: Cittadella ist kein Museum, sondern ein atmender Organismus, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinander übergehen.

Auf der Osthälfte der Stadt befinden sich direkt am Stadtrand hinter der Mauer zahlreiche Parkplätze.
Leben hinter den Mauern
Innerhalb der Mauern entfaltet sich eine Stadt voller Atmosphäre. Auf der Piazza Pierobon erhebt sich der Dom, ein Bau des 18. Jahrhunderts, der klassische Formen mit venezianischem Glanz verbindet. In den stillen Gassen reihen sich kleine Läden, Handwerksbetriebe und Cafés aneinander – Orte, an denen sich das Leben in gemächlichem Rhythmus entfaltet. Die Kirche Santa Maria del Torresino, nahe der südöstlichen Ecke der Mauer, bewahrt Fresken aus der Frührenaissance und verleiht der Stadt eine spirituelle Note.
Ein lebendiges Denkmal
Cittadella ist eine der wenigen Städte Europas, deren Befestigungsanlage nahezu vollständig erhalten und zugänglich ist. Ein Spaziergang auf den Mauern dauert etwa 45 Minuten, doch die Eindrücke bleiben weit länger. Wer den Blick über die Dächer schweifen lässt, erkennt in Cittadella mehr als ein Stück Geschichte: Sie ist eine lebendige Chronistin einer Zeit, in der Städte Kunstwerke waren und jedes Tor, jeder Stein ein Kapitel erzählte.