Belluno – Architektur
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Von weitem erscheint die Stadt Belluno wie eine steinerne Krone auf einem sonnigen Plateau zwischen den Flüssen Piave und Ardo. Ihre Dächer steigen terrassenförmig an, bis sie im Schatten der Dolomiten verschwinden.
Die Lage war schon in römischer Zeit strategisch bedeutend, doch das heutige Stadtbild formte sich im Mittelalter und in der Renaissance. Hier zeigt sich Venetien von seiner alpinsten Seite – und dennoch durchzieht eine klare venezianische Linie die Fassaden, Plätze und Palazzi.

Blick von der Piazza del Duomo in Belluno auf das Rathaus und den markanten Uhrturm der Stadt.
Der Dom und das spirituelle Herz
Im Zentrum erhebt sich der Dom San Martino, ein Bau aus dem 16. Jahrhundert, entworfen vom Architekten Tullio Lombardo. Sein heller Glockenturm, im 18. Jahrhundert von Filippo Juvarra gestaltet, ist das Wahrzeichen der Stadt. Im Inneren finden sich Fresken, Altäre und eine Atmosphäre, die zugleich monumental und innig ist. Die Kathedrale spiegelt das geistige Selbstverständnis Bellunos wider – würdevoll, aber nicht prunkvoll, fest im Glauben, aber offen für Schönheit.
Palazzi und öffentliche Gebäude
Entlang der Piazza del Duomo und der Via Mezzaterra stehen die Palazzi, die das bürgerliche Gesicht Bellunos formen. Der Palazzo dei Rettori erinnert an die venezianische Herrschaft, mit seiner Fassade aus hellem Stein und den eleganten Rundbogenfenstern. Gegenüber zeigt das Palazzo Rosso die Farbe der Macht und den Stolz einer Stadt, die einst selbstbewusst in die Welt blickte. In vielen dieser Gebäude befinden sich heute Ämter, Museen oder Bibliotheken – ein gelungenes Beispiel, wie historische Architektur in die Gegenwart integriert wird.
Sakrale Vielfalt
Neben dem Dom prägen zahlreiche kleinere Kirchen das Stadtbild Bellunos: San Pietro, San Stefano und Santa Maria dei Battuti, jede mit ihrem ganz eigenen Charakter und ihrer Geschichte. San Stefano beeindruckt durch ihre klaren gotischen Linien und farbenprächtigen Glasfenster, die das Licht in tausend Farbtöne brechen. San Pietro hingegen überrascht mit barocker Üppigkeit, vergoldeten Altären und kunstvollen Fresken, die Szenen biblischer Erzählungen lebendig werden lassen. Santa Maria dei Battuti, mit ihrer schlichten Fassade, birgt im Inneren stille Kostbarkeiten der venezianischen Malerei. Die Kapellen und Kreuzgänge der Stadt liegen oft verborgen hinter alten Mauern, still und nur von flackernden Kerzen erleuchtet – Orte der Einkehr und des Rückzugs inmitten des urbanen Lebens. Belluno ist zudem ein spirituelles Tor zu den Dolomiten: Viele alte Pilgerwege beginnen oder enden hier und verbinden Glauben, Geschichte und die erhabene Schönheit der Bergwelt.
Mauern, Tore, Brücken
Die alten Stadtmauern, einst Teil der mächtigen venezianischen Befestigung, umschließen noch immer weite Teile der Altstadt von Belluno und erzählen vom Schutzbedürfnis einer Zeit, als Handelsrouten und Machtlinien durch die Alpen verliefen. Die Stadttore – allen voran Porta Dojona und Porta Rugo – markieren symbolisch die Übergänge zwischen Jahrhunderten und führen von der geschäftigen Moderne in das historische Herz der Stadt. Enge Gassen öffnen sich zu kleinen Plätzen mit Brunnen und Palazzi, deren Fassaden Spuren venezianischer Eleganz tragen. Über den Fluss Ardo spannen sich Brücken, die nicht nur Quartiere verbinden, sondern auch Lebensadern zwischen Vergangenheit und Gegenwart bilden. Von der Ponte della Vittoria bietet sich ein einzigartiger Blick: in einer klaren Linie reihen sich Dächer, Türme, Fluss und die mächtigen Berge der Dolomiten. Diese harmonische Komposition aus Natur und Architektur macht Belluno zu einer der reizvollsten kleinen Städte Norditaliens.
Bewahrung und Zukunft
Belluno hat begriffen, dass sein größter Schatz nicht nur in einzelnen Bauwerken liegt, sondern in der Gesamtheit. Restaurierungen folgen hier einem Prinzip des Respekts: Materialien werden originalgetreu erneuert, Fassaden nicht geglättet, sondern gereinigt, um ihre Patina zu bewahren. Junge Architekten arbeiten mit Licht, Glas und Holz, um historische Strukturen neu zu beleben – Hotels, Bibliotheken, Galerien entstehen in alten Mauern. So bleibt Belluno nicht stehen, sondern wächst in seiner eigenen Zeit weiter.























