Vicenza – Santuario della Madonna di Monte Berico
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Beim Nähern an Vicenza erblickt man unweigerlich den südlich gelegenen Monte Berico mit dem Santuario della Madonna.Über Jahrhunderte hinweg hat dieser Ort Pilger, Künstler und Reisende angezogen, nicht nur wegen seiner religiösen Bedeutung, sondern auch als Symbol menschlicher Hoffnung und schöpferischer Inspiration. Hier verschmelzen das Spirituelle und das Ästhetische zu einer vollkommenen Harmonie – getragen vom Glauben der Stadt, die ihn errichten ließ.
Ursprung einer Erscheinung
Die Geschichte des Heiligtums beginnt im Jahr 1428, mitten in einer Zeit des Schreckens. Eine Pestepidemie wütete in Vicenza, als der Legende nach die Jungfrau Maria der Bäuerin Vincenza Pasini erschien. Sie versprach, die Stadt von der Seuche zu befreien, wenn an jener Stelle auf dem Monte Berico eine Kirche zu ihren Ehren erbaut würde. Die Bewohner folgten dem Ruf – innerhalb von nur drei Monaten entstand eine kleine gotische Kapelle. Bald darauf endete die Pest, und die Kirche wurde zu einem Zeichen der Erlösung. Diese Verbindung von Wunder und Dankbarkeit prägt bis heute den Charakter des Ortes.

Die Santuario di Monte Berico entstand 1428 nach einer Marienerscheinung während der Pest als Zeichen des Glaubens und der Hoffnung.
Mit den wachsenden Pilgerströmen begann bald die Erweiterung. Die erste Kapelle wurde durch Seitenschiffe und Kapellen ergänzt, später entstand ein Chorraum. Im 17. Jahrhundert erhielt das Heiligtum durch den Architekten Carlo Borella seine prächtige barocke Gestalt. Borella verband die ursprüngliche gotische Struktur mit einem neuen Zentralbau, der auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes basiert. Über der Vierung erhebt sich eine imposante Tambourkuppel, deren Lichtspiel den Innenraum in eine warme, goldene Atmosphäre taucht.
Architektur des Glaubens
Die heutige Basilika zeigt eindrucksvoll, wie sich Kunst und Andacht zu einer architektonischen Sprache vereinen. Drei nahezu identische Fassaden mit geschwungenen Giebeln öffnen den Bau in verschiedene Richtungen, wodurch er sich zugleich monumental und einladend präsentiert. Das Zusammenspiel aus Weiß, Gold und Licht schafft eine feierliche Würde, die den Besucher bereits beim Eintritt umfängt.
Der Zugang wurde im 18. Jahrhundert durch eine imposante, 700 Meter lange Treppenallee (Scalinata di Monte Berico) mit 150 Arkaden gestaltet. Entworfen von Francesco Muttoni, verbindet diese Pilgerstraße die Unterstadt mit dem Heiligtum. Wer sie zu Fuß erklimmt, erlebt den Aufstieg als meditativen Weg – jede Arkade symbolisiert ein Gebet, jede Stufe ein Stück Annäherung.

Die Scalatina di Monte Berico führt mit 150 Arkaden den Pilgerweg hinauf zum Heiligtum – ein stiller Aufstieg des Glaubens.
Kunst und Andacht im Inneren
Im Inneren entfaltet sich ein Schatz sakraler Kunst. Das bedeutendste Werk ist das Altarbild von Nicolò da Venezia, das die Madonna di Monte Berico in ihrer schützenden Haltung über Vicenza zeigt. Es befindet sich genau an jener Stelle, an der die Marienerscheinung stattgefunden haben soll. Umgeben wird das Gemälde von Fresken und Gemälden großer Meister der venezianischen Schule, darunter Bartolomeo Montagna, Paolo Veronese und Alessandro Maganza. Ihre Werke verbinden theologische Tiefe mit künstlerischer Leuchtkraft und machen den Kirchenraum zu einem Gesamtkunstwerk.
Zahlreiche Votivgaben, Tafeln und Statuetten, die Gläubige in Dankbarkeit für erhörte Gebete hinterlassen haben, erzählen vom jahrhundertelangen Dialog zwischen Mensch und Glauben. Sie bilden eine stille Chronik persönlicher Schicksale, eingebettet in das Licht, das durch die hohen Fenster fällt.

Das Santuario della Madonna di Monte Berico thront auf einem Hügel über Vicenza mit weitem Blick auf Stadt und Ebene.
Ort der Stille und der Aussicht
Das Heiligtum ist nicht nur Ziel für Pilger, sondern auch ein Ort kontemplativer Ruhe. Besucher können die Kirche täglich zwischen 7 und 19 Uhr besichtigen. Besonders eindrucksvoll ist der 8. September, der Festtag der Madonna di Monte Berico, wenn sich die Stadt in feierlicher Prozession zur Basilika bewegt.
Vor der Kirche öffnet sich eine weite Terrasse, von der aus man einen der schönsten Panoramablicke des Veneto genießt. Von hier schweift der Blick über die Dächer Vicenzas bis zu den fernen Colli Berici, die sich sanft in der Sonne verlieren. Diese Aussicht ist Teil des spirituellen Erlebnisses – ein Ausblick, der nicht nur das Auge, sondern auch die Seele erhebt.
Symbol des Glaubens und der Kunst
Das Santuario della Madonna di Monte Berico ist weit mehr als ein sakrales Bauwerk. Es ist ein Symbol der Hoffnung, das in Jahrhunderten der Prüfungen Bestand hatte. Es steht für die unerschütterliche Verbindung zwischen Glauben, Schönheit und Menschlichkeit – ein Ort, an dem Gebet, Kunst und Landschaft zu einer einzigen Sprache verschmelzen. Wer den Monte Berico erklimmt, spürt, dass dieser Ort nicht nur über der Stadt thront, sondern auch tief in ihrer Seele verwurzelt ist.