Treviso – Porta San Tomaso
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Wenn Porta San Tomaso erwähnt wird, öffnet sich nicht nur ein Torbogen, sondern ein Portal in die Renaissancegeschichte. Die nordöstliche Lage öffnet den Blick auf den früheren Verlauf der Reichsstraße. Heute ist der Bereich um das Tor ideal für gemütliche Spaziergänge, Fotomotive und den Übergang zu den charmanten Gassen des historischen Zentrums. Die Lage direkt am Ufer des Botteniga lädt zu einem Abstecher entlang der Wasserläufe ein, die Treviso den Beinamen „Klein-Venedig“ eingebracht haben.

Das beeindruckende Renaissance-Tor steht als Symbol für das reiche architektonische Erbe von Treviso.
Porta San Tomaso – Eingang zur Altstadt
Porta San Tomaso wurde 1518 erbaut und zählt zur prächtigen Renaissancemauer, die Treviso zur Stadt-Festung erhob. Auftraggeber war der Podestà Paolo Nani, der die Idee eines selbstbewussten Bauwerks verfolgte, ursprünglich sollte das Tor seinen Namen tragen. Entgegen diesem Wunsch erhielt es jedoch den Namen einer nahegelegenen, inzwischen verschwundenen Kirche zu Ehren von San Tommaso Becket.

Die Säule und Verzierungen von Porta San Tomaso.
Im Hauptteil überzeugt Porta San Tomaso durch ihre architektonische Eleganz und historische Bedeutung. Der Entwurf lässt Anklänge an Triumphbögen der Antike erkennen; möglicherweise schuf Guglielmo Bergamasco den Plan, unterstützt von venezianischen Steinmetzen. Die Außenfassade ist üppig mit korinthischen Säulen gegliedert und vollständig mit Pietra d’Istria verkleidet, was die strahlende Wirkung noch verstärkt.
Auf dem ornamentalen Fries thront ein Leu von San Marco – allerdings nicht im Original, sondern nach einer Restaurierung im 19. Jahrhundert angebracht. Darüber erhebt sich die ungewöhnlich geformte, kuppelartige Dachkonstruktion aus Holz und Blei, bekrönt von einer Statue des heiligen Paulus – ein kunstvoller Tribut an den Auftraggeber Nani.
Im Inneren öffnet sich die Struktur zu einem präzise proportionierten Raum mit Gewölben, getragen von Haupt- und Nebensäulen. Besonders sehenswert ist ein feines Altorrelief, das die Heilige Familie in Anbetung zeigt – möglicherweise porträtiert es den Podestà Paolo Nani mit seinem Sohn in ehrerbietiger Haltung. Weiters sind Inschriften zu entdecken: außen im venezianischen Dialekt, innen in lateinischer Schreibweise – Symbol eines kulturellen Dialogs zwischen Stadt und Landbevölkerung.
Das Tor war über die Jahrhunderte ein wichtiger Kontrollpunkt und zugleich repräsentatives Symbol venezianischer Macht. Die Wappen an der Fassade erzählen von politischen Allianzen und Herrschaftsansprüchen. Hier begegnet man dem Löwen des Evangelisten Markus ebenso wie den Emblemen der Stadt Treviso und dem Namen des Dogen Leonardo Loredan. Selbst die Jahreszahl der Errichtung, in römischen Ziffern verewigt, fügt sich harmonisch in das dekorative Gesamtbild ein.
Nach einer umfassenden Restaurierung erstrahlt Porta San Tomaso heute wieder in ihrer vollen Pracht. Der Autoverkehr wurde verbannt, sodass der Platz vor dem Tor den Fußgängern gehört. Wer eintritt, findet sich rasch in einem Netz enger Gassen wieder, in denen Geschichte und Alltag einander begegnen. Hier kann man bei einem Kaffee innehalten, das sanfte Licht auf dem weißen Stein beobachten und sich vorstellen, wie einst Händler, Soldaten und Reisende durch eben dieses Tor traten.
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