Cittadella – 4 Stadttore
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Cittadella in Venetien bewahrt mit ihren vier Stadttoren ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Wehrarchitektur Italiens. Wer heute durch die Tore von Cittadella tritt, spürt sofort, dass diese Stadt noch immer den Geist des Mittelalters atmet.
Die vollständig erhaltene, rund 1,5 Kilometer lange Stadtmauer mit ihren vier monumentalen Toren ist ein Meisterwerk strategischer Baukunst und Symbol venezianischer Wehrtechnik. In keinem anderen Ort Norditaliens lässt sich die Verbindung zwischen Verteidigung, städtebaulicher Eleganz und künstlerischer Gestaltung so eindrucksvoll erleben wie hier.
Porta Vicenza – das westliche Tor zur Geschichte
Das Westtor, die Porta Vicenza, öffnet sich zur Straße nach Westen und war seit dem 13. Jahrhundert der wichtigste Zugang für Reisende aus Richtung Padua und Vicenza. Ein 25 Meter hoher Turm überragt das Tor, dessen dreifache Bogenstruktur einst von einer Zugbrücke und doppelten Verteidigungsanlagen geschützt wurde. Während der napoleonischen Feldzüge im frühen 19. Jahrhundert wurden viele dieser äußeren Befestigungen zerstört, doch der innere Kern blieb erhalten. Auf der Innenseite des Tores schmückt ein Fresko mit der Kreuzigung Christi den Durchgang – eine stille Erinnerung an die Verbindung von Glauben und Wehrhaftigkeit, die die Stadt seit Jahrhunderten prägt.

Porta Vicenca: Das Westtor hat einen 25 Meter hohen Wehrturm
Porta Treviso – östlicher Wächter und Tor zum Licht
Im Osten erhebt sich die Porta Treviso, deren Aufbau dem westlichen Tor ähnelt. Auch hier thront ein 25 Meter hoher Turm über drei hintereinander angeordneten Torbögen. Das Tor war einst der Zugang für Händler und Pilger, die von der Ebene her nach Cittadella kamen. Die napoleonische Zeit brachte auch hier Zerstörungen, doch das Fresko an der Innenseite blieb erhalten: Es zeigt die Marienkrönung und die Verkündigung, fein gearbeitet und symbolisch für Schutz und Hoffnung. Das Spiel des Lichts, das durch die Bögen fällt, verleiht dem Tor bis heute eine fast sakrale Wirkung – als würde es die Stadt in die Umarmung des Ostens öffnen.

Porta Treviso: Das Osttor ist mit drei aufeinanderfolgenden Toren ausgestattet.
Porta Padova – das südliche Haupttor mit dem Turm von Malta
Das Südtor, die Porta Padova, gilt als der prächtigste Eingang Cittadellas. Drei aufeinanderfolgende Doppeltore, ein weitläufiger Waffenhof und eine in Stein gehauene Wendeltreppe bilden eine eindrucksvolle architektonische Inszenierung. Über allem erhebt sich der Torre di Malta, ein mächtiger Festungsturm, der im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Einst diente er als Gefängnis und Symbol der Macht, heute beherbergt er das Archäologische Museum der Stadt sowie Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen.
An den Außenwänden der Porta Padova sind farbenprächtige Fresken zu sehen, darunter der Wagen der Carraresi, das Wappen der Stadt Padua und das rote Kreuz auf weißem Grund – Embleme, die von der einstigen Herrschaft und den engen Verbindungen Cittadellas zu Padua erzählen.

Porta Padova: Das Südtor ist der Haupteingang zur Stadt. Markantes Kennzeichen ist der Torre di Malta (Turm von Malta).
Porta Bassano – das nördliche Bollwerk und Herz der Verteidigung
Im Norden erhebt sich das größte und wehrhafteste der vier Tore, die Porta Bassano del Grappa. Mit einer Höhe von 30 Metern überragt der Turm die Stadtmauer und war das letzte Bollwerk der Verteidigung. Fünf hintereinanderliegende Doppeltore, Fallgitter und eine ausgeklügelte Zugbrückenanlage boten im Belagerungsfall nahezu uneinnehmbare Sicherheit. Sollte der Feind in die Stadt eindringen, zog man sich hierher zurück, geschützt durch einen inneren Wassergraben, der über ein raffiniertes System mit dem äußeren Graben verbunden war.
An diesem Tor befindet sich das Casa del Capitano, einst Sitz des Stadtkommandanten, mit Unterkunftsräumen, Brunnen, Vorratskammern und einem Backofen. Heute ist es Sitz des Tourismusbüros und Ausgangspunkt für den spektakulären Rundgang über die Mauern, der einen einzigartigen Blick auf die Stadt und das Umland eröffnet. Auf der Innenseite des Tores erinnern die Wappen der Carraresi und Padua an die Geschichte einer Stadt, die zwischen Macht, Glauben und Freiheit stand.

Porta Bassano: Das Nordtor ist das größte Tor der Stadt. Heute ist hier das Fremddenverkehrsamt untergebracht.
Fazit: Die vier Tore von Cittadella sind mehr als nur steinerne Relikte – sie sind Zeugen einer Zeit, in der Städte ihre Identität in Stein meißelten. Jeder Durchgang erzählt von Handel, Krieg, Glauben und Alltag. Heute durchqueren Besucher dieselben Tore, durch die einst Händler, Pilger und Soldaten schritten. Cittadella bleibt ein Ort, an dem Vergangenheit greifbar wird – nicht als Erinnerung allein, sondern als gelebte Geschichte inmitten der Gegenwart.