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Reise Siena Toskana

Siena – Dom von innen

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Kathedrale Siena Startbild

Der Innenraum des Doms von Siena zählt zu den eindrucksvollsten sakralen Räumen Europas und beeindruckt mit Farben und Licht. Wie an der Fassade setzt sich im Inneren das charakteristische schwarz-weiße Streifenmuster fort, das den Dom unverwechselbar macht und einen bewussten Kontrast zum warmen Stadtbild Sienas bildet.

Die mächtigen Pfeiler aus dunklem und hellem Marmor wirken wie rhythmisierte Leitlinien, die den Blick aufwärts in das hoch aufstrebende gotische Gewölbe lenken. Dort entfaltet sich ein Sternenhimmel aus tiefem Blau und goldenen Elementen, der den Raum in eine feierliche, fast himmlische Atmosphäre taucht. Das Zusammenspiel aus vertikaler Dynamik, Farbintensität und Lichtwirkung lässt den Besucher sofort spüren, dass dieser Ort nicht nur architektonisch, sondern auch spirituell ein Gesamtkunstwerk ist.

Der kunstvolle Marmorboden des Doms erzählt in farbigen Intarsien biblische Szenen und verwandelt den gesamten Raum in ein Bild.

Der kunstvolle Marmorboden des Doms erzählt in farbigen Intarsien biblische Szenen und verwandelt den gesamten Raum in ein Bild.

Der Fußboden als erzählerisches Monument

Mindestens ebenso beeindruckend wie der Blick nach oben ist der Blick zu Boden. Der marmorne Intarsienfußboden, an dem rund vierzig Künstler fast zwei Jahrhunderte arbeiteten, gilt als einer der kostbarsten seiner Art in Europa. Die aufwendig komponierten Platten zeigen Szenen aus der Bibel, der Antike und allegorische Darstellungen von Tugenden, Weisheit und Heilsgeschichte. Jede einzelne Figur, jede Linienführung und jede Farbwahl trägt zu einem erzählerischen Panorama bei, das den Raum wie einen geistigen Teppich zusammenhält. Der Fußboden ist nicht nur Dekoration, sondern Teil eines didaktischen Programms, das den Gläubigen seit Jahrhunderten begleitet.

Ein atemberaubender Blick ins Innere der Kathedrale mit ihren gestreiften Säulen, Gewölbedecken und aufwendigen Marmorbodenmustern.

Ein atemberaubender Blick ins Innere der Kathedrale mit ihren gestreiften Säulen, Gewölbedecken und aufwendigen Marmorbodenmustern.

Kanzel, Altäre und skulpturale Meisterwerke

Zu den bedeutendsten Kunstwerken gehört die Kanzel von Niccolò Pisano, ein Höhepunkt der italienischen Bildhauerei des 13. Jahrhunderts. Sie ruht auf Säulen, die von kraftvollen Löwen getragen werden, und zeigt in ihren Reliefs Szenen aus dem Leben Christi, meisterhaft in Marmor gehauen. Die Kanzel verbindet romanische Tradition mit einer bereits erstaunlich naturalistischen Darstellungskraft. In den Seitenschiffen und Kapellen begegnet man zahlreichen weiteren Werken, die den Dom zu einem Museum aus Stein, Farbe und Licht machen.

Die Piccolomini-Bibliothek

Ein besonderer Höhepunkt ist die Piccolomini-Bibliothek, die sich links des linken Seitenschiffs öffnet. Sie wirkt wie ein eigenes Kunstuniversum innerhalb der Kathedrale. Die Fresken, geschaffen von Pinturicchio und seiner Werkstatt, erzählen das Leben von Enea Silvio Piccolomini, der später als Papst Pius II. in die Geschichte einging und die Idealstadt Pienza begründete. Ihre brillanten Farben, die elegante Figurenzeichnung und die reiche ornamentale Ausstattung machen sie zu einem der bedeutendsten Renaissancezyklen Italiens. Das farbenfrohe, mit Gold durchzogene Gewölbe übertrifft sogar die Fülle der Wandmalereien und lässt den Raum wie eine Schatzkammer wirken.

Die Piccolomini-Bibliothek glänzt mit farbenprächtigen Fresken und einem prunkvollen Gewölbe, das wie eine Renaissance-Schatzkammer wirkt.

Die Piccolomini-Bibliothek glänzt mit farbenprächtigen Fresken und einem prunkvollen Gewölbe, das wie eine Renaissance-Schatzkammer wirkt.

Das Dommuseum und der Blick auf die „Facciatone“

Ein weiterer Teil des sakralen Komplexes ist das Museum im Seitenschiff des unvollendeten „duomo nuovo“. Es bewahrt originale Werke, von denen im Dom oft nur Kopien zu sehen sind. Den Mittelpunkt bildet die berühmte „Maestà“ von Duccio di Buoninsegna, ein monumentales Altarbild, das Anfang des 14. Jahrhunderts Maßstäbe in Perspektive und Ausdruck setzte.

Duccios Glasfenster leuchtet in intensiven Farben und verleiht dem Dom einen strahlenden Mittelpunkt voller spiritueller Symbolkraft.

Duccios Glasfenster leuchtet in intensiven Farben und verleiht dem Dom einen strahlenden Mittelpunkt voller spiritueller Symbolkraft.

Ebenso beeindruckend ist das große Glasfenster, ebenfalls von Duccio entworfen, dessen leuchtende Farben das Licht wie ein kostbares Siegel und zugleich wie eine zweite Erzählebene wirken lassen. Vom Museum aus kann man die monumentale unvollendete Fassade, das sogenannte „Facciatone“, besteigen. Der Blick von dort auf den Dom und die Stadt Siena gehört zu den eindrucksvollsten Perspektiven, die man erleben kann.

Fazit: Der Innenraum des Doms von Siena ist ein einzigartiges Zusammenspiel aus Architektur, Malerei, Skulptur und Licht. Jeder Bereich erzählt eine eigene Geschichte, und doch fügen sich alle zu einer harmonischen, überwältigenden Einheit. Dieses sakrale Kunstwerk ist nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern ein Höhepunkt europäischer Kulturgeschichte.

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