Lucca – Torre Guinigi
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Der Torre Guinigi in Lucca erhebt sich als einzigartiges Wahrzeichen, dessen mit Bäumen gekrönte Spitze beides vereint. Der Turm wurde im 14. Jahrhundert von der einflussreichen Familie Guinigi errichtet, die zu den bedeutendsten Patriziergeschlechtern Luccas gehörte. Zu jener Zeit spiegelten Turmbauten Macht, Wohlstand und politischen Einfluss wider.
Doch der Torre Guinigi unterschied sich schon damals von anderen Geschlechtertürmen: Nicht nur seine Höhe, sondern vor allem die Idee, einen Garten auf der Turmspitze anzulegen, verlieh ihm eine besondere symbolische Bedeutung. Die mittelalterliche Stadtlandschaft Luccas, geprägt von engen Gassen und zahlreichen Türmen, erhielt damit ein Bauwerk, das sich bewusst abheben wollte.

Der Torre Guinigi ragt rund 45 Meter über Lucca empor und bietet mit seinem einzigartigen Dachgarten eine eindrucksvolle Aussicht.
Ein Garten hoch über der Stadt
Der charakteristische Dachgarten mit seinen Steineichen ist das besondere Kennzeichen des Turms. Diese Bäume stehen für Stärke, Beständigkeit und Frieden – Werte, die die Guinigi-Familie repräsentieren wollte. Die Entscheidung, auf der Turmspitze einen grünen Raum zu schaffen, war architektonisch und statisch anspruchsvoll. Dennoch hält sich dieser Garten seit Jahrhunderten und ist zu einem der markantesten Symbole Luccas geworden. Die Verbindung von Natur und Baukunst erzeugt einen poetischen Kontrast zwischen dem massiven Backsteinturm und der sanften Begrünung, die ihn krönt.
Wer den Torre Guinigi besteigt, erlebt eine der eindrucksvollsten Perspektiven auf Lucca und die umliegende Ebene. Die über zweihundert Stufen führen durch das Innere des Turms, bis sich auf der Plattform der Garten öffnet. Von hier aus überblickt man die roten Ziegeldächer, die mittelalterlichen Straßen und die markanten Bauwerke der Stadt, darunter die Mura, die Kathedrale San Martino und den Torre delle Ore. Besonders im Morgen- oder Abendlicht entfaltet der Blick eine besondere Wirkung, wenn die Stadt in warmen Farben leuchtet und die sanften Hügel der Toskana den Horizont formen.
Architektur zwischen Macht und Ästhetik
Der Turm selbst ist ein eindrucksvolles Beispiel der mittelalterlichen Backsteinbaukunst Luccas. Seine massive Form und klaren Linien spiegeln die Wehrhaftigkeit und den Reichtum seiner Erbauer wider. Gleichzeitig zeigt der Garten, dass der Turm nicht nur zur Repräsentation von Macht diente, sondern auch als Ort der kontemplativen Ruhe gedacht war. Die Guinigi wollten ein Zeichen setzen: ein Ausdruck ihrer Verbundenheit mit der Stadt und ihres Anspruchs, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen politischer Stärke und kultureller Sensibilität zu wahren.

Die Treppen im Inneren des Torre Guinigi führen über rund 230 Stufen stetig nach oben und machen den Aufstieg zum Erlebnis.
Bedeutung für die Stadt bis heute
Der Torre Guinigi ist eines der am besten erkennbaren Wahrzeichen Luccas geblieben. Er steht für die Fähigkeit der Stadt, Tradition und Besonderheit zu bewahren. Besucher erleben im Turmgarten nicht nur eine außergewöhnliche Aussicht, sondern auch die enge Verflechtung von Geschichte, Natur und städtischer Identität. Der Turm erinnert daran, dass Architektur weit mehr sein kann als funktionale Baukunst – sie kann ein Symbol schaffen, das über Jahrhunderte trägt und die Seele einer Stadt sichtbar macht.























