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Marmor von Laas

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Laas Marmor Beitragsbild

Was Massa-Carrara für die Toskana, ist für den Vinschgau der Marmor von Laas, das weiße Gold, das weltweit Berühmtheit erlangt hat. Der leuchtend weiße Stein ist nicht nur bei Architekten begehrt, sondern auch Künstler zaubern aus ihm wundervolle Kunstwerke.

Marmoros – schimmernder, strahlender Felsblock – nannte die alten Griechen den speziellen Stein. Sie bauten damit prächtige Tempel und schufen beeindruckende Skulpturen. Das weiße Gold aus dem Vinschgau war bereits in der Antike sehr begehrt. Es wurde beispielsweise für die Meilensteine an der Römerstraße Via Claudia Augusta verwendet. Eine Fahrrad-Tour führt entlang der bekannten Römerstraße und ist in etwa 80 km lang und weitgehend flach. Zwischenzeitlich versank der Marmor aus Laas in Vergessenheit. Die Marmorader wurde aber in der Neuzeit wiederentdeckt, der Abbau bekam neuen Schwung. Der begehrte, exquisite Laaser Marmor fand damals vorwiegend Verwendung im Kirchenbau und der Bildhauerei. Seit dem 19. Jahrhundert ist der hochwertige Laaser Marmor in der ganzen Welt ein Begriff.

Laas Fliestext 1

Der Hauptplatz von Laas ist natürlich mit Marmor gepflastert. Hier findet dann auch das Marmor&Marille-Festival statt.

Wie berühmt und beliebt der weiße Stein ist, zeigt die U-Bahn-Station „Ground Zero“ am neuen World Trade Center in New York. Die Station sollte etwas Besonderes werden. Der große Stararchitekt Santiago Calatrava wurde mit der Gestaltung beauftragt. Calatrava hat bekannterweise ein großes Faible für die Farbe Weiß. Da liegt es nahe, dass er den Marmor aus Laas zu seinem Werkstoff erkoren hat. Denn einen so reinen und so weißen Stein gibt es eigentlich nur hier in Laas. Die Böden, Wände und Säulen des U-Bahnhofs sind alle aus dem edlen Südtiroler Marmor gefertigt. Das ganze wird zur Krönung mit einem Dach überspannt, das einer schneeweißen Friedenstaube nachempfunden wurde. Sie symbolisiert den Aufstieg aus der Asche der Ruinen.

Marmor von Laas Edles –  Material

In den vergangenen Jahrhunderten waren Kaiser und Könige die wichtigsten Kunden. Sie beauftragten Künstler, Skulpturen und Reliefs zu gestalten, um so ihrer Macht die passende Ästhetik zu verleihen. Anstelle von adeligen Monarchen zählen heute arabische Scheichs zu den wichtigen Kunden. Moscheen und Paläste werden mit Laaser Marmor verkleidet. In Amerika und Europa sind es vor allem Finanz- und Bankhäuser, die ihre Fassaden und Empfangshallen mit reinweißem Laaser Marmor gestalten.

Wegen seiner Qualität und des edlen Aussehens ist der Laaser Marmor sehr begehrt. Das Außergewöhnliche am Laaser Marmor ist, dass er frost- und wetterfest ist. Das prädestiniert ihn für den Außenbau, wie Fassaden oder Denkmäler.

Einige berühmte Monumente wurde aus dem Laaser Marmor geschlagen, wie Queen Victoria Denkmal vor dem Buckinghampalast, das Heinrich-Heine-Denkmal in New York und über 90 000 Grabkreuze für die im zweiten Weltkrieg gefallenen amerikanischen Soldaten. Die USA wollten hierfür den besten und reinsten Marmor der Welt.

Lass Marmor Bild 960

Sieht einfach aus, ist aber eine Kunst – Bildhauer im Vinschgau bei der Arbeit an einem Block aus Laaser Marmor.

Marmor von Laas – Schwieriger Abbau

Der Laaser Marmor wird am Jennwandstock bei Laas im „Weißwasserbruch“ auf 1.526 m im Untertagebau bzw. „Göflanerbruch“ auf 2.170 m im Tagebau gewonnen. Die Gewinnung des Laaser Marmor erfolgt heute wie in der Vergangenheit in Blöcken, die bis zu acht Tonnen schwer sind. Im unterirdischen Weißwasserbruch erfolgt der Abbau des reinweißen Marmors in Abbauhallen mit einer Länge von 100 m, einer Breite von 20 m und in einer Höhe von 30–40 m. Die dabei eingesetzten Diamantseilsägen und eine Diamant-Schrämmaschine schneiden Marmorschichten bis zu 800 Tonnen Einzelgewicht aus dem Berg. Anschließend werden sie für den Transport in handelsübliche Blockgrößen von 3,20 x 1,20 x 1,40 m geschnitten.

Schwierig ist der Abtransport der großen schweren Quader. Lange Zeit wurden für den Transport der Marmorblöcke einfache Holzschlitten und Hanfseile verwendet. Heute gibt es einen Seilkran und die mittlerweile berühmte Schrägbahn. Es ist faszinierend dabei zu zusehen. Da man das Kabel des Seilkrans kaum sieht, scheint es, als würde wie mit Geisterhand ein Marmorblock über der Schlucht schweben.

Die Schrägbahn nimmt ebenfalls einen dicken Marmorblock auf und befördert ihn den Steilhang hinunter ins Tal. Die Schrägbahn wurde in den Jahren 1928 bis 1930 mit einer Länge von 950 Metern gebaut, um die Höhendifferenz von 474 Metern ins Tal zu überwinden. Der Transport auf der Schrägbahn erfolgt mit einer Geschwindigkeit von 3,6 km/h und dauert etwa eine Viertelstunde bis ins Tal. Die faszinierende und heute als Industriedenkmal anerkannte Materialschrägbahn leistet bis heute im Originalzustand ihren Dienst.

Erlebnis Marmor

Wer Laas besucht, wird an jeder Ecke mit dem weißen Gold konfrontiert. Der Name „Laas“ kommt aus dem Keltischen und bedeutet soviel wie „glitzernder, schimmernder Stein“. Da ist der Name bereits Programm. Man geht auf blütenweißem Marmorpflaster durchs Dorf. Auf jeden Fall sollte man die romanische Rundapsis der Kirche St. Johannes besichtigen.

Wie der Abbau des Luxusbaustoffes vor sich geht, wie gigantische Blöcke aus dem Berg geschnitten werden, das können Besucher im sogenannten Weißwasserbruch an der Jennwand erleben. Dort oben liegt eine eigene, schneeweiße Welt im Berg versteckt: Hallen, die 100 Meter lang sind. Und Stufen, 365 an der Zahl, die hinunter in den Stollen führen.

Für alle, die noch tiefer in die Marmorwelt eintauchen möchten, gibt es die sogenannten Marmorführungen. Franz Waldner, der ehemalige Direktor der Berufsfachschule für Steinbearbeitung hat diese Führungen ins Leben gerufen. Neben einem ausführlichen Bildervortrag zur Geschichte des Laaser Marmors geht es auf einen kunsthistorischen Spaziergang durch das Marmordorf. Anschließend steht ein Besuch der renommierten Bildhauerwerkstatt Mayr an. Hier darf man den Steinmetzen über die Schulter sehen und die kunsthandwerkliche Bearbeitung des edlen Steins hautnah miterleben. Die Besichtigung des Laaser Marmorwerks rundet die Marmorführung ab.

Fotos: © Frieder Blicke, Vinschgau Marketing

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