Vidor
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Vidor an der Piave vereint archäologische Zeugnisse, mittelalterliche Spiritualität und Orte inmitten sanfter Prosecco-Hügel. Die Geschichte Vidors reicht weit zurück. Archäologische Ausgrabungen auf dem Hauptplatz brachten eine Nekropole ans Licht, die auf das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert wird.
Auch die Römer hinterließen deutliche Spuren: Die Via Claudia Augusta Altinate führte durch das Gebiet und verband Vidor mit wichtigen Handelszentren zwischen Alpen und Adria. Diese Lage an der Piave machte den Ort zu einem bedeutenden Knotenpunkt für Handel, Verkehr und Kultur, was seine Entwicklung über Jahrhunderte prägte.
Die Benediktinerabtei Santa Bona
Ein Höhepunkt der mittelalterlichen Geschichte Vidors ist die Benediktinerabtei Santa Bona. Zwischen 1107 und 1110 gegründet, beherbergte sie die Reliquien der heiligen Bona und wurde zu einer bedeutenden Pilgerstätte. Die Abtei gewann über Jahrhunderte Einfluss, bevor sie durch die venezianische Herrschaft und spätere Säkularisierung ihre Bedeutung verlor. Während des Ersten Weltkriegs erlitt das Kloster schwere Schäden, doch in den 1920er Jahren erfolgte ein detailgetreuer Wiederaufbau. Heute bezaubert die Anlage durch ihren Kreuzgang mit fein gearbeiteten Säulen, Freskenfragmente aus dem 14. und 15. Jahrhundert und eine Atmosphäre tiefer Stille, die die lange Geschichte spürbar macht.

Das mittelalterliche Erbe von Vidor zeigt sich in der Abtei Santa Bona, die nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde.
Das verschwundene Schloss und der Ossario-Tempel
Neben der Abtei prägte auch eine Burg die Geschichte Vidors. Das Schloss wechselte mehrfach den Besitzer, wurde im 16. Jahrhundert in den Kämpfen zwischen der Republik Venedig und der Liga von Cambrai zerstört und verschwand schließlich ganz aus dem Stadtbild. Heute erinnert an seiner Stelle der Ossario-Tempel der Madonna Addolorata an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Das Bauwerk, entworfen vom Architekten Brenno Del Giudice, erhebt sich auf einem Hügel und ist nicht nur Denkmal, sondern auch Aussichtspunkt über den Fluss Piave und die umliegende Landschaft.
Religiöse Kultur in Colbertaldo
Auch die sakrale Tradition Vidors ist reich. Besonders hervorzuheben ist das Santuario della Madonna delle Grazie im Ortsteil Colbertaldo. Die Verehrung der Madonna geht auf ein Gelübde während der Pest im 14. Jahrhundert zurück. Die Kirche, die später im barocken Stil erweitert wurde, ist bis heute Zentrum des lokalen Glaubenslebens. Jährliche Prozessionen und Feste bezeugen, wie tief die Marienverehrung in der Bevölkerung verwurzelt ist.
Landschaft und Wege an der Piave
Vidor ist nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch ein Tor zur Natur. Der Piave, einst Schauplatz erbitterter Kämpfe im Ersten Weltkrieg, ist heute ein friedlicher Fluss, dessen Ufer zum Wandern und Radfahren einladen. Rundwege verbinden die Abtei Santa Bona, den Ossario-Tempel und das Santuario in Colbertaldo. Einige Pfade sind Teil des Cammino delle Colline del Prosecco, das durch das UNESCO-geschützte Prosecco-Hügelland führt. Diese Verbindung von Kultur und Landschaft macht Vidor zu einem idealen Ausgangspunkt, um Geschichte und Natur gleichermaßen zu erleben.
Vidor als lebendiges Mosaik
Wer Vidor besucht, spürt die Vielschichtigkeit des Ortes: römische Spuren, mittelalterliche Klöster, barocke Kirchen und Monumente des 20. Jahrhunderts fügen sich zu einem lebendigen Mosaik. Zwischen den Reben der Prosecco-Hügel, den stillen Klostergängen und den Erinnerungsstätten der Weltkriege vereint Vidor Natur, Geschichte und Spiritualität auf eindrucksvolle Weise.
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