Lago di Misurina
Teilen
Der Lago di Misurina schmiegt sich wie ein Juwel in die weite Hochebene auf 1.754 Metern oberhalb von Auronzo di Cadore. In seinem klaren Wasser spiegeln sich die Gipfel des Sorapiss, der Cristallo-Gruppe und der berühmten Drei Zinnen. Der See gehört zu den schönsten Naturkulissen Venetiens.
Die Geschichte Misurinas ist untrennbar mit der Legende einer Königstochter verbunden. Die Sage erzählt von Misurina, der verwöhnten Tochter des Königs Sorapiss. Sie bat ihren Vater um einen magischen Spiegel, der ihr erlaubte, in die Herzen anderer Menschen zu blicken. Als Strafe für diese Eitelkeit verwandelte sich Sorapiss in den Berg, und aus seinen Tränen entstand der See, an dessen Ufer sich seine Tochter im Spiegelbild verliert. Diese Erzählung prägt bis heute die Seele des Ortes – eine Verbindung von Schönheit und Melancholie, wie sie nur in den Dolomiten zu finden ist.
Der Lago di Misurina liegt auf 1.754 Metern Höhe bei Auronzo di Cadore, umgeben von den majestätischen Dolomiten.
Schon im 19. Jahrhundert wurde der Lago di Misurina zu einem Ziel für Reisende, Künstler und Naturforscher. Die klare, trockene Luft galt als heilend für Atemwegserkrankungen. 1910 entstand am Ufer das große Sanatorium, das später in ein Kinderheim für Asthmapatienten umgewandelt wurde. Diese Einrichtung machte Misurina in ganz Italien bekannt und begründete seinen Ruf als „Perle der Alpenluft“.
Während des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zu einem der bedeutendsten touristischen Ziele der Region. Dennoch blieb die Landschaft weitgehend unberührt. Misurina bewahrte seine Stille, auch wenn heute Besucher aus aller Welt kommen, um die Szenerie zu erleben, die Maler und Fotografen seit Generationen inspiriert.
Der Lago di Misurina verzaubert mit seinem klaren Wasser und einem traumhaften Panorama der umliegenden Dolomiten.
Lage und Umgebung
Der See liegt in einem Talkessel, umgeben von Fichten und Lärchen, die im Morgenlicht tiefgrün und am Abend fast violett schimmern. Über ihm erheben sich die scharfen Felsen des Sorapiss, die in der Dämmerung rötlich glühen – das berühmte Alpenglühen, das in der Sprache der Berge „Enrosadira“ heißt.
Im Sommer ist der See ein Paradies für Wanderer, Radfahrer und Ruhesuchende. Ein leichter Rundweg führt entlang des Ufers, von wo aus man an klaren Tagen das perfekte Spiegelbild der Berge im Wasser sieht. Von Misurina aus beginnen anspruchsvollere Touren: zur Auronzo-Hütte an den Drei Zinnen, zur Schutzhütte Vandelli unterhalb des Sorapiss oder zur Forcella Marcuoira mit atemberaubendem Blick über das Cadore.
Im Winter verwandelt sich der See in eine glitzernde Eisfläche. Eisläufer, Fotografen und Skilangläufer teilen sich das weite Plateau, während über ihnen die Gipfel in der klaren Luft stehen. Die Stille dieser Jahreszeit ist fast vollkommen – nur das Knacken des Eises und das ferne Echo eines Lawinenabgangs durchbrechen sie.
Vom Lago di Misurina öffnet sich der Blick nach Süden auf die majestätischen Gipfel der Cadini- und Marmarole-Gruppe.
Kultur und Gegenwart
Rund um den See entstanden im 20. Jahrhundert einige Hotels, Gasthäuser und kleine Chalets, die den klassischen Stil der Alpenarchitektur bewahren. Misurina blieb überschaubar; es gibt keine lauten Freizeitparks, keine Neonbeleuchtung. Stattdessen herrscht die ruhige Atmosphäre eines Ortes, der von Natur und Tradition lebt.
Der Sonnenuntergang am Lago di Misurina gilt als einer der schönsten Italiens. Wenn die Sonne hinter dem Cristallo versinkt, taucht sie den See in ein tiefes Gold, bevor das Blau der Nacht einsetzt. Dann wird deutlich, warum dieser Ort so viele Menschen berührt – er vereint die wilde Kraft der Dolomiten mit einer fast meditativen Ruhe.
