Budrio
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Budrio, nahe Bologna, begeistert mit historischem Zentrum, Musikinstrumentenmuseum und lebendiger Kultur in ländlicher Umgebung. Wer glaubt, Budrio sei nur ein Vorort von Bologna, der wird überrascht: In dieser kleinen Stadt mit großer Vergangenheit klingt Geschichte nicht nur aus steinernen Mauern, sondern schwingt buchstäblich in der Luft – in Form eines unscheinbaren Instruments aus Ton, das einst die Welt eroberte. Budrio ist ein Ort für Entdecker, die das Unverhoffte suchen: authentisches italienisches Flair, jahrhundertealte Baukunst und ein musikalisches Erbe, das bis heute lebendig ist.
Ein Ort voller Geschichten und Melodien
Nur 19 Kilometer östlich von Bologna gelegen, erzählt Budrio eine Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Die ursprüngliche Siedlung entwickelte sich im Mittelalter zu einer befestigten Stadt. Das klare Straßenraster mit zentralem Platz zeugt noch heute von der römischen Planungsweise. Im 14. Jahrhundert erhielt Budrio seine charakteristische Ummauerung mit vier Türmen; zwei davon sind bis heute erhalten und prägen das Bild der Altstadt.
Besonders eindrucksvoll ist die Kirche San Lorenzo, die im 14. Jahrhundert unter Kardinal Gil de Albornoz zu einer befestigten Anlage umgebaut wurde. In den darauffolgenden Jahrhunderten erlebte Budrio eine Phase wirtschaftlichen Aufschwungs, vor allem durch die Hanfproduktion, die die Region bis weit über Italiens Grenzen hinaus bekannt machte.
Die Stadt der Okarina
Ein kleines Instrument machte Budrio weltberühmt: die Okarina. Giuseppe Donati, ein junger Töpfer aus Budrio, erfand 1853 dieses handliche Blasinstrument aus Terrakotta – eiförmig, hohl und mit überraschend warmem Klang. Die Erfindung fand schnell Verbreitung, zunächst in Italien, dann international.
Okarina aus Budrio, ein aus rotem Ton gebranntes Blasinstrument.
Das Museo dell’Ocarina Franco Ferri bewahrt dieses kulturelle Erbe mit Sorgfalt und Begeisterung. In der Ausstellung findet man nicht nur Donatis Originale, sondern auch kunstvolle Okarinas aus Japan, Südamerika und sogar ein vergoldetes Modell. Wer Glück hat, trifft während des Besuchs auf Musiker, die dem Instrument mit ihren Melodien Leben einhauchen.
Budrio entdecken
Auch jenseits der Musik bietet Budrio kulturelle Schätze. Die Pinacoteca Domenico Inzaghi im historischen Palazzo della Partecipanza beherbergt eine bemerkenswerte Sammlung religiöser Malerei vom Mittelalter bis in die Renaissance. Werke von Vitale da Bologna, Simone dei Crocefissi oder Lavinia Fontana machen die Galerie zu einem lohnenden Ziel für Kunstliebhaber.
Ein weiteres Kleinod ist das Museo dei Burattini, das sich dem traditionellen Figurentheater widmet. Über 100 Marionetten und Handpuppen erzählen von einer Theaterkultur, die einst auf den Straßen lebendig war. Besonders bei Veranstaltungen wie dem Puppenfestival „Incanti & Mercanti“ erwachen sie zu neuem Leben und bringen Alt und Jung gleichermaßen zum Staunen.
Budrio entfaltet seinen besonderen Reiz beim Flanieren: Die Altstadt ist von eleganten Laubengängen durchzogen – den Portici – die bei Sonne wie Regen angenehmen Schutz bieten. Zwischen kleinen Cafés, Gelaterien und regionalen Geschäften pulsiert das Leben in entspanntem Takt.
Auf der Piazza Filopanti, benannt nach dem berühmten Mathematiker und Freiheitskämpfer der Stadt, lässt sich bei einem Glas Lambrusco das italienische Dolce Vita genießen. Im Sommer locken Konzerte und Märkte, im Frühjahr das bunte Fest „Primaveranda“ und alle zwei Jahre das international bekannte Okarina-Festival.
Fazit: Budrio ist kein Ort, der laut auf sich aufmerksam macht – und genau darin liegt sein Zauber. Es sind die feinen Töne, die historischen Zwischenspiele und die lebendige Handwerkskultur, die sich tief ins Gedächtnis schreiben.
