Lambrusco
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Lambrusco ist der spritzige rote Wein, dessen Vielfalt und Tradition eng mit Modena und Reggio Emilia verbunden ist. Wer in der Emilia-Romagna einkehrt, bekommt oft zuerst ein Glas Lambrusco empfohlen – sei es trocken (secco) oder halbsüß (amabile). Mit seinem fruchtigen Aroma, dem lebhaften Prickeln und dem geringen Alkoholgehalt ist er ein idealer Begleiter zu den regionalen Spezialitäten. Während viele in Deutschland noch an den billigen, süßen Lambrusco der 1970er-Jahre denken, steht heute ein völlig anderes Produkt im Mittelpunkt: hochwertige, trockene Varianten, die die ursprüngliche Tradition repräsentieren.
Herkunft und Anbaugebiete
Die eigentliche Heimat des Lambrusco liegt in den Provinzen Modena und Reggio Emilia. Hier, nördlich der beiden Städte, erstrecken sich die wichtigsten DOC-Anbauzonen. Von den insgesamt über 15.000 Hektar Rebfläche entfallen rund zwei Drittel auf verschiedene Lambrusco-Trauben, ergänzt durch die Ancellotta, eine farbintensive Sorte, die gerne für Cuvées verwendet wird. Unter den Lambrusco-Sorten dominieren Salamino, Grasparossa und Sorbara, die jeweils auch reinsortig als DOC-Weine vermarktet werden.

Lambrusco wird am besten gut gekühlt serviert – so zeigt er seine frische Perlage und fruchtige Lebendigkeit.
Geschichte und Name
Die Lambrusco-Rebe ist eine der ältesten in Italien. Schon die Etrusker nutzten sie, später fand sie Erwähnung bei römischen Autoren. Der Name „Lambrusco“ tauchte erstmals um 1300 in den Schriften des Agronomen Pier de’ Crescenzi auf und leitet sich von „vitis labrusca“ ab, einer alten Bezeichnung für wilde Reben. Diese lange Geschichte prägt den Wein bis heute und macht ihn zu einem wichtigen Teil der regionalen Kultur.

Die Trauben des Lambrusco, von Sorbara bis Grasparossa, schenken dem Wein Frische, Farbe und das unverwechselbare Prickeln.
Vielfalt der DOC-Bezeichnungen
Die Emilia-Romagna ist die Heimat einer ganzen Reihe charaktervoller Lambrusco-Weine, die sich in Traubenanteilen, Farbe, Aroma und Herkunft unterscheiden. Jede DOC-Bezeichnung hat klare Vorgaben, die den Stil prägen und die Authentizität sichern.
Lambrusco di Sorbara: Sorbara gilt als der eleganteste und zugleich trockenste Lambrusco. Für diese DOC müssen mindestens 60 Prozent Sorbara-Trauben verwendet werden, ergänzt durch Salamino oder andere Sorten. Der Wein präsentiert sich meist roséfarben bis hellrubinrot, duftet nach Erdbeeren, Himbeeren und Veilchen und überzeugt am Gaumen durch feine Perlage, lebhafte Säure und eine frische Fruchtigkeit. Sein Anbaugebiet liegt zwischen den Flüssen Secchia und Panaro auf sandigen Schwemmlandböden. Entfernt man sich von dieser Kernzone, werden die Böden tonhaltiger, was zu kräftigeren, aber weniger aromatischen Varianten führt.
Lambrusco Grasparossa di Castelvetro: Ganz anders zeigt sich der Grasparossa. Mit seiner intensiven rubinroten Farbe, violettem Schaum und dem Duft nach Waldfrüchten ist er der körperreichste Vertreter der Lambrusco-Familie. Am Gaumen wirkt er fruchtbetont, würzig, leicht tanninbetont und harmonisch. Für diese DOC sind mindestens 85 Prozent Grasparossa-Trauben vorgeschrieben. Das Anbaugebiet liegt in den Hügeln rund um Castelvetro di Modena, wo magere, kalkhaltige Böden geringe, aber hochqualitative Erträge hervorbringen. Am Fuß der Hügel sind die Böden reicher und wasserdurchlässiger, was ertragreichere, jedoch weniger markante Weine liefert.

Lambrusco bietet eine riesige Auswahl: von trocken bis fruchtig-süß, leicht oder kräftig – für jeden Geschmack der richtige Wein.
Lambrusco Salamino di Santa Croce: Der Salamino, benannt nach dem Ortsteil Santa Croce bei Carpi, ist die am weitesten verbreitete Lambrusco-Sorte. Für DOC-Weine müssen mindestens 85 Prozent Salamino verwendet werden, ergänzt durch andere Lambrusco- oder Ancellotta-Trauben. Reinsortig wird er seltener angeboten, dennoch finden sich spannende Abfüllungen. Er ähnelt stilistisch dem Grasparossa, besitzt aber oft einen leichteren Körper. Typisch sind rubinrote Farbe, reife Fruchtnoten, florale Anklänge und eine ausgewogene Balance aus Säure und Gerbstoff. Seine Anbaugebiete liegen in der fruchtbaren Ebene nördlich von Modena, wo sandig-lehmige Böden über Jahrtausende von Flussablagerungen geformt wurden.

Lambrusco passt perfekt zu Salami und Käse: sein spritziger Charakter ergänzt würzige Aromen und sorgt für Harmonie
Lambrusco di Modena: Der Lambrusco di Modena steht für die Tradition der Cuvées, die verschiedene Lambrusco-Sorten aus der Provinz Modena vereinen. Seine Ursprünge reichen ins 18. Jahrhundert zurück, als man begann, Trauben unterschiedlicher Typen zu vermählen. Dieser Stil wurde bald so populär, dass er unter dem Namen der Provinzhauptstadt bekannt wurde. Heute besitzt auch der Lambrusco di Modena den DOP-Status und gehört zu den bekanntesten Weinen der Region. In seiner Vielfalt reicht er von leichten, fruchtigen Varianten bis hin zu kräftigeren, dunkleren Cuvées.
Stil und Geschmack
Lambrusco ist vor allem als frizzante, also als Perlwein, bekannt. Die Perlage entsteht durch eine natürliche Zweitgärung im Tank oder in der Flasche; künstliche Kohlensäure ist für DOC-Weine verboten. Der Alkoholgehalt liegt meist bei etwa 10,5 Prozent, was den Lambrusco besonders leicht und bekömmlich macht.
Der Sorbara ist der trockenste Vertreter, oft von heller, roséartiger Farbe, mit zarter Frucht und lebhafter Säure. Grasparossa dagegen ist dunkel, körperreich und von Noten schwarzer Früchte geprägt. Salamino liegt dazwischen: fruchtig, würzig, rubinrot und ausgewogen. Daneben gibt es zahlreiche Cuvées, die je nach Herkunft und Zusammensetzung unterschiedliche Akzente setzen.
Terroir und Böden
Die Böden der Emilia-Romagna sind so vielfältig wie die Weine selbst. Rund um Modena wechseln sich sandige Schwemmlandböden mit tonhaltigen Lagen ab. Während auf Sand leichtere, duftigere Weine entstehen, liefern die Tonböden intensivere, farbkräftige Varianten. In den Hügeln des Apennins wachsen die Reben auf kargem, kalkhaltigem Boden, was zu geringeren Erträgen, aber charaktervollen Weinen führt.
Moderne Bedeutung
Lambrusco ist heute weit mehr als ein Alltagswein. Er steht für die Lebensfreude der Emilia-Romagna und passt hervorragend zu den regionalen Gerichten wie Mortadella, Prosciutto di Parma oder Parmigiano Reggiano. Sein spritziger Charakter macht ihn zu einem idealen Begleiter für Antipasti, Pasta und gegrilltes Fleisch. Nach Jahrzehnten, in denen er im Ausland einen eher zweifelhaften Ruf hatte, erlebt er eine Renaissance – als authentischer, handwerklich gefertigter Wein mit Persönlichkeit.
Weitere Informationen finden Sie auf der Offiziellen Website des Consorzio Tutela Lambrusco
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