Schio
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Schio, in der Provinz Vicenza, ist eine charmante Stadt am Fuße der Alpen, bekannt für Industrie, Natur und Kultur. Es gibt Städte, die ihre Vergangenheit stolz zur Schau stellen, und dann gibt es Orte wie Schio, die ihre Geschichte in verlassenen Fabrikhallen und vergessenen Denkmälern bewahren. Einst das industrielle Herz der italienischen Textilproduktion, trägt Schio noch heute die Spuren seines glorreichen Erbes.
Schio – Zwischen Industriegeschichte und Lost Places
Erste Spuren menschlicher Besiedlung in der Gegend stammen aus der Jungsteinzeit. Im Mittelalter wuchs die Stadt um zwei Hügel herum, den Castello und den Gorzone, und wurde durch die venezianische Herrschaft zu einem bedeutenden Handelsplatz. Doch die wahre Blütezeit begann im 19. Jahrhundert, als Alessandro Rossi die Textilindustrie revolutionierte und Schio den Beinamen „Manchester Italiens“ verlieh. Mit seiner Firma Lanerossi wurde die Stadt zum führenden Textilproduzenten des Landes.
Rossi ließ Arbeiterwohnungen, Schulen und sogar eine Kindertagesstätte errichten, in der bereits 15 Tage alte Säuglinge betreut wurden. Doch seine Wohltaten waren nicht selbstlos: Die Bildungseinrichtungen folgten seinem Lehrplan, und Gehaltserhöhungen verweigerte er strikt. Als seine Arbeiter für höhere Löhne streikten, entließ er sie kurzerhand.
Heute ist Schio eine Stadt der Kontraste. Auf der einen Seite moderne Wohngebiete, auf der anderen eindrucksvolle Industrieruinen, die an die glorreiche Vergangenheit erinnern. Besonders beeindruckend ist die Fabbrica Alta, eine monumentale Backsteinfabrik, die seit ihrer Stilllegung 1966 leer steht. Wer sich für Lost Places interessiert, kann sich auf einen faszinierenden Rundgang durch die stillgelegten Textilfabriken und die alten Arbeiterviertel begeben.
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die Statue „L’Omo“, die 1879 von Alessandro Rossi selbst in Auftrag gegeben wurde. Anders als viele Denkmäler in Italien hält diese Statue keine Waffe oder ein Zepter, sondern ein Weberschiffchen – eine Hommage an die Weber, die Schio einst groß gemacht haben. Vor der Kulisse des klassizistischen Doms wird dieses Denkmal zum Symbol für den einstigen Wohlstand und den industriellen Geist der Stadt.
Doch Schio bietet noch mehr: Der Parco Jacquard, einst von Rossi für seine Arbeiter angelegt, lockt mit exotischen Pflanzen und verwinkelten Wegen. Ebenfalls sehenswert ist das Orotorio di Santa Maria in Valle, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen. Und wer hoch hinaus will, kann sich auf eine Wanderung zum Monte Summano begeben, der nicht nur für seine römischen Kultstätten bekannt ist, sondern auch einen atemberaubenden Blick auf die Stadt bietet.
Schio ist eine Stadt, die man in Ruhe erkunden sollte. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch am Samstag, wenn der Wochenmarkt die Straßen belebt und ein Stück italienische Alltagskultur erlebbar macht. Die kleinen Cafés und Osterien laden dazu ein, die regionale Küche zu probieren – auch wenn Alessandro Rossi sie einst aus seinen Arbeiterquartieren verbannte.
Wer einmal durch die verlassenen Fabrikhallen blickt oder vor der Statue des Webers steht, wird verstehen, warum Hemingway diesen Ort für einen der schönsten der Welt hielt.
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